Von biblischen Bädern, Predigtherausforderungen und Vereidigungen

Auf meinem Schreibtisch hatte sich leibgewonnene theologische Fachliteratur eingefunden, denn Wichtiges zeichnete sich am Horizont meiner beruflichen Aufgaben als Polizeiseelsorgerin ab: ich sollte an der bevorstehenden Vereidigung von 686 Polizeimeisteranwärterinnen und -anwärter predigten. In dem kurzen Gottesdienst vor der Vereidigungszeremonie waren fünf Minuten Predigtzeit vorgesehen, in denen ich den jungen Kolleginnen und Kollegen Gedanken mit auf ihren beruflichen Weg mitgeben durfte. Stärkend sollte es meiner Meinung nach sein, aber auch mit dem nötigen Anspruch an die vor ihnen liegende wichtige berufliche Aufgabe.

Nachdenklich sah ich auf den biblischen Text:

Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.

Jesaja 41,10

Nach einem tiefen Seufzer der Ratlosigkeit, gab ich mir einen Ruck und tauchte in altbekannte theologische Gefilde des althebräischen Textes ab, der sich wie ein warmes Bad der Gelassenheit und Ruhe anfühlte.

אַל־תִּירָא֙ כִּ֣י עִמְּךָ־אָ֔נִי אַל־תִּשְׁתָּ֖ע כִּֽי־אֲנִ֣י אֱלֹהֶ֑יךָ אִמַּצְתִּ֨יךָ֙ אַף־עֲזַרְתִּ֔יךָ אַף־תְּמַכְתִּ֖יךָ בִּימִ֥ין צִדְקִֽי׃

Während Verben des Zuspruchs wie des Aufrufs sich nicht zu fürchten, der Zusage der Begleitung, der Stärkung und Hilfe an mir vorüber schwammen und ich an mancher Stelle tiefer in den Text und andere Bibelstellen eintauchte, die diese Worte ebenso beinhalteten, wich langsam aber sicher die Unruhe von mir. Die Frage, was ich meinen Polizeimeisteranwärterinnen und -anwärtern mitteilen wollte, wich einer Faszination des Bibeltextes, der vor allem zum Ende hin immer dichter und aussagekräftiger wurde.

ימִ֥ין – rechte Hand

צִדְקִֽי – meine Gerechtigkeit

Die letzten beiden Begriffe zogen mich magisch an und wie aus dem Dampfnebel des althebräischen Bades zeichneten sich langsam, aber sicher die Konturen einer Predigtidee ab.

Das Eintauchen in das althebräische Bad hatte mir neue Kraft und Inspiration für die anstehende Herausforderung geschenkt. Nun war es Zeit, aus dem wohltuenden Bad des Althebräischen emporzusteigen und mich der Herausforderung der Predigt zu stellen. Während ich mich an den letzten beiden Begriffen festhielt, tauchte ich vollends aus dem biblischen Urtext auf.

Wenige Zeit später glitten meine Finger flink über die Tastatur des heimischen Computers und woben mit Zuversicht Gedanken zu einem kleinen Predigttext zusammen. Nun konnte die Vereidigung kommen.


Predigt anlässlich der Vereidigung von BA 22 II und 23 I am 13.5.2023

Bamberger Dom

– es gilt das gesprochene Wort –

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Amen.

Hände.

Sie sind ein solch wichtiger Teil unseres Körpers.

Kein Wunder, das sie vom Anfang unserer Menschheitsgeschichte an sichtbare Spuren zum Beispiel in Architektur, Kunst und Malerei hinterließen.

Da denke ich zum Beispiel an die ersten Abbildungen der Höhlenmalerei, zu denen nicht nur als Jagdzauber gemalte Tiere gehören. Da sind auch die vielen Hände. Große und kleine. Blasser und stärker hervortretend. Spuren derer, die einst waren und die ihre Anwesenheit, ihre Gegenwart in den Fels schrieben.

Hände.

Sie spielen eine zentrale Rolle im Leben. Wer schon einmal auf eine Hand verzichten musste, weil er sie verletzt oder gebrochen hatte, weiß wovon ich rede.

Durch sie meistern wir unser Leben.

Durch Hände werden wir zu kreativen, schöpferischen Wesen.

Durch Hände lassen wir andere spüren, was uns bewegt. Manchmal schmerzhaft durch ihre Kraft. Manchmal liebevoll durch ihre Zärtlichkeit.

Durch Hände setzen wir Zeichen. Die Schwurhand ist ein visualisierter Ausdruck gewichtiger Worte.

Spätestens beim Eintritt in die Schule achten wir auf die Präferenz einer Hand.

Nun würde mich interessieren, liebe Gottesdienstbesucherinnen und -besucher, welche Hand Ihre präferierte wäre. Aber eine solche Umfrage zu starten, wäre zu zeitaufwendig. Daher greife ich heute auf eine Untersuchung des Psychological Bulletins vom Jahr 2020 zurück, an der 2,396,170 Probanden teilnahmen. Laut dieser Untersuchung sind 89,4 % aller Menschen Rechtshänder. Wie diese so geprägt wurden, ist umstritten und würde zu weit führen.

Interessant in diesem Zusammenhang finde ich, dass der biblische Spruch, den ich für die heutige Vereidigung ausgewählt habe, das Bild der rechten Hand ebenso verwendet und auf Gottes Handeln überträgt.

Gott spricht:

Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.

Die rechte Hand, von der Jesaja spricht, im Hebräischen als ימִ֥ין („Jamin“) bezeichnet, meint die rechte Hand Gottes, die von Gerechtigkeit geleitet, Sie in Ihrem Dienst halten und schützen soll.

Als Seelsorgerin hoffe ich, dass Sie diese Stärkung und Hilfe spüren und erleben können, denn Ihr Dienst und Ihr Einsatz für unser Grundgesetz, das auf christlich-jüdischem Fundament ruht, ist nicht einfach.

Viele von Ihnen begleite ich im berufsethischen Unterricht und Sie haben im Rahmen des Eidunterrichtes von der wechselhaften Geschichte des Eides erfahren. Darüber diskutiert und leider auch hören müssen, wie manche Eide für politische Zwecke missbraucht wurden. Sie aber stellen sich in den Dienst unseres Grundrechtes und werden nach dem Eid dieses in praktische Taten umsetzen – immer mit dem Blick auf das eigene Gewissen.

Im Bibelvers wird Ihnen daher Mut zugesprochen. Fürchte dich nicht!, heißt es dort. 124 mal findet man diese Ermutigung in der Bibel. Dieser Ausspruch wird gerade dort laut, wo etwas Neues beginnt oder ein neuer Weg noch recht jung ist und Menschen Zuspruch benötigen.

Da denke ich zum Beispiel

an den Stammvater Abraham, der aufbricht,

an Mose, der das Volk aus der Sklaverei führen sollte,

an Ruth, die ihre Schwiegermutter begleitete,

an die vielen Propheten, deren Aufgabe es war, Gottes Gerechtigkeit in dieser Welt stark zu machen,

an die Geschichte der Maria oder die Hirten auf dem Feld.

Das erklungene „Fürchte dich nicht“ deckt natürlich nicht irgendwelche utopische Vorstellungen ab. Es ist vielmehr ein göttlicher Mutmacher.

Denn ein Einsatz für Recht und Gerechtigkeit ist eine große Herausforderung. Der heutige Bibeltext Ihrer Vereidigung spricht im Hebräischen von צדקי („Zedakah“), der Gerechtigkeit, die ihren Ursprung und Auftrag in Gott hat.

Sich für Recht und Gerechtigkeit einzusetzen, fordert die Bibel, nein besser: gehört der Bibel nach zum selbstverständlichen menschlichen Handeln. Die biblischen Propheten klagen Gerechtigkeit immer wieder ein. Dabei ist es ihnen egal, ob sie einem Herrscher, König, Bürgermeister oder einer anderen hochgestellten Person gegenüber treten. Ihr Gewissen, das ausgerichtet ist an Gottes Gerechtigkeit, gibt ihnen den Mut und Auftrag, dies zu tun. Wer sich für Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzt, ist in guter biblischer Gesellschaft.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, heute werden Sie Ihren Eid sprechen und sich verpflichten, unser Grundgesetz und die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland zu schützen, die im Herzen die Menschenwürde als Dreh- und Angelpunkt tragen. Immer mit dem Blick auf das eigene Gewissen.

Der heutige Bibeltext möge Sie in Ihrer Tätigkeit begleiten – in Zuspruch und Anspruch zugleich:

Denn Gott spricht:

Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

Church of Scotland: Eine Kirche im freien Fall

Die Sonnenstrahlen tauchten das große Symbol der Church of Scotland in gleißendes, helles Licht. In einem senkrechten Oval war ein brennender Dornbusch abgebildet, hinter dem die schottische Flagge ersichtlich war. Der weiße Rahmen mit der Aufschrift „Nec tamen consumebatur“ („und er wurde nicht verzehrt“) unterstrich die Abbildung der biblischen Berufungsgeschichte des Mose (Ex 3,2).

Ich stand vor dem Kirchenamt der reformierten Church of Scotland und betrachtete das Symbol mit gemischten Gefühlen. Seit meiner ersten Auslandsverwendung (2007-2010) als Pfarrerin in Orkney, einer kleinen schottischen Inselgruppe, war mir die reformierte Kirche sehr ans Herz gewachsen. Das Symbol begleitet mich seitdem als Erinnerung an wichtige Erfahrungen, die mich beruflich und privat tief geprägt haben. Doch heute sah ich zum ersten Mal mit großer Sorge auf das wunderschöne Emblem der schottischen reformierten Kirche, während die soeben gehörten Worte einer Kollegin in meinen Ohren widerhallten. In ihnen schwang viel Trauer und gleichzeitig Wehmut als wir uns über die vergangene gemeinsame Zeit unterhielten. Und fast hatte ich den Eindruck als ob kirchliche Dornbusch lichterloh brannte…

„New tamen consumebatur“ – „und er wurde nicht verzehrt“

Das im Emblem der Church of Scotland verwendet Symbol des brennenden Busches führt uns zum Buch Exodus und der Geschichte von Moses. Moses war einem Leben in unvorstellbarem Luxus und Wohlstand in Ägypten entflohen, nachdem er einen ägyptischen Sklaventreiber aus Empörung über dessen Brutalität getötet hatte. Nun war er Schafhirte in der Wildnis. Der biblischen Geschichte zufolge trifft Moses eines Tages beim Hüten seiner Schafe auf einen Busch, der seine Aufmerksamkeit erregt, weil er zu brennen scheint, aber noch nicht verzehrt ist. Als er näher kommt, hört er eine Stimme, die ihm sagt, er solle seine Schuhe ausziehen, weil er auf heiligem Boden stehe. Dort vor dem brennenden Dornbusch begegnet er dem lebendigen Gott, der ihm den göttlichen Namen offenbart und Moses in eine neue Berufung ruft: er soll die hebräischen Sklaven Ägyptens in die Freiheit führen.

Diese biblische Geschichte ist von solch großer Faszination und Kraft, das sie viele Menschen inspiriert hat.

„New tamen consumebatur“ – „und er wurde nicht verzehrt“

So kam es mit der Reformation zu einer Neuinterpretation des Bildes vom brennenden Dornbusch. Insbesondere Johannes Calvin interpretierte das Bild des brennenden Dornbuschs als Symbol der Kirche auf Erden, die mit vielen Schwierigkeiten und Nöten konfrontiert war und dennoch vom Geist Gottes getragen und am Leben erhalten wurde. In diesem Sinne glaubte er, dass die Kirche für immer brannte und doch nicht vom Feuer verzehrt wurde.

Als die Verfolgung reformierter Christen, insbesondere in Frankreich, zuzunehmen begann, wurde dieses Bild des brennenden Dornbuschs immer deutlicher. Die französisch-reformierte Kirche der Hugenotten war im 16. Jahrhundert unter besonderem Druck, und doch eine Kirche, die nicht ausgelöscht, sondern, wie sie glaubten, von Gottes Gegenwart getragen und ihr Glaube an Gottes Gnade kundgetan werden konnte Christus.

Eines der größten Massaker der Reformation fand in Frankreich statt, bekannt als das Massaker am Tag des Heiligen Bartholomäus am 24. August 1572. Es fand während der Feierlichkeiten zur Hochzeit der Schwester des Königs, Margarete, mit dem protestantischen Heinrich von Navarra (dem späteren Heinrich IV. von Frankreich) statt. Viele der reichsten und prominentesten Hugenotten hatten sich im weitgehend katholischen Paris versammelt, um an der Hochzeit teilzunehmen. In der darauf folgenden Tragödie wurden etwa 2000 Protestanten auf den Straßen von Paris ermordet. Diesem Massaker folgten unzählige weitere in anderen französischen Städten.

Das Massaker am Tag des heiligen Bartholomäus im Jahr 1572 erschütterte die reformierte Kirche Frankreichs zitierst und verursachte Auswanderungswellen von Hugenotten in andere umliegende Länder, aber auch Nordirland und Schottland bis hin nach Südafrika.

Die reformierte Kirche war unglaublichem Leid ausgesetzt worden, doch die Botschaft Gottes war weitergetragen und diese Kirchengemeinschaft vom politischen Feuer und Hass nicht verzehrt worden.

„New tamen consumebatur“ – „und er wurde nicht verzehrt“

Das Emblem des Dornbusches fand erstmals 1685 durch William Mure auf der Titelseite seines Buches „The Joy of Tears“ Verwendung, das die Probleme der schottischen Kirche thematisierte. Ab 1691 fand man es auf offiziellen Dokumenten der Church of Scotland und ist seitdem in Verwendung. Das Symbol hat nichts von seiner Aktualität verloren. Im Gegenteil, denn die schottische Kirche befindet sich unter hohem Druck und dessen Zukunft steht massiv auf dem Spiel.

Als ich 2007 nach Orkney entsandt wurde, um die damals neue ökumenische Partnerschaft zwischen der Evangelischen Kirche in Bayern (ELKB) und der Church of Scotland (CoS) einen praktischen Ausdruck zu verleihen und in einigen Jahren Impulse für meine Heimatkirche mit nach Hause zu bringen, erlebte ich die ersten großen Wellen dieser massiven Veränderung. Damals verstand sich die Church of Scotland noch als Nationalkirche. Doch bereits in meiner dreijährigen Amtszeit war diese aufgrund der Bankenkrise, die von Amerika aus auch Europa und damit Schottland erschüttert hatte, vor große finanzielle Probleme gestellt worden. Die finanzielle Verflochtenheit mit Übersee hatte der CoS viel finanziellen Schaden eingebracht, der nun eingespart werden musste. Neben Pfarrstellenkürzungen waren es besonders Kirchengebäude und Pfarrhäuser, die veräußert werden mussten, um die schlimmsten Auswirkungen zu lindern. Ich selbst habe im Auftrag meiner damaligen Gemeinde drei Kirchengebäude veräußert – eine diffizile Aufgabe, die bis dorthin nicht auf dem Horizont meiner Vorstellungen von pfarramtlichen Tätigkeiten gewesen war. Nun musste ich als junge Pfarrerin meine Gemeinde durch diesen Trauerprozess und durch juristische Tiefen begleiten, während ich gleichzeitig versuchte, ihnen beim Heilen und Zusammenwachsen zu helfen.

„New tamen consumebatur“ – „und er wurde nicht verzehrt“

An diesem Apriltag in 2023 war ich erschüttert wieder vor die Türe des Kirchenamtes in Edinburgh getreten. Die gehörten Worte mussten verarbeitet werden. Seit meines Weggangs in 2010 hatten sich die Mitgliedszahlen in dramatischer Weise verändert. Seit 2011 waren die Mitgliederzahlen laut des Berichts der General Assembly von 2022 um 34% gefallen. Ab 2017 befand sich die CoS im freien Fall.

“See, I make all things new”: Report Church of Scotland General Assembly 2022, S. 08 Supplementary Report of the Assembly Trustees, S. 14.

Dr. John Chalmers, Moderator der Church of Scotland 2022, sieht laut Glasgow Times den Grund vor allem im Kontaktverlust mit Millenials bis Generation Z. Diese seien weiterhin auf der Suche nach spiritueller Heimat, würden aber nicht in der Kirche fündig. Daher würde viel Engagement nun in diesen Bereich investiert werden, um die Kirche wieder zukunftsfähig machen zu können.

„Our contact with children and our reach to millennials and Generation Z are marginal. These missing generations are our children and our children’s children. They are not without a desire for spiritual nourishment. They are still in search for meaning and they share many of our values. But all evidence suggests the ways in which these generations will pursue their search for meaning will not be through a top-heavy religious institution. We must invest seriously in new ventures, pioneer ministry and church planting. The time has come for us to cast our bread upon the water before the last one of us finds it is time to switch off the lights and redistribute what is left to other charities with similar aims.“

The Very Rev. Dr. John Chalmers

Meine Kollegin berichtete mir von schmerzhaften Zusammenlegungen, Stellenstreichungen und harten Sparmaßnahmen, die die gesamte Kirche in Sorge um die Zukunft versetzte. Die schiere Zahl an zum Kauf zur Verfügung stehende Kirchen erschreckte mich in den kommenden Tagen meines Schottlandaufenthaltes. Und hinterließ einen bitteren Geschmack beim Betrachten des Emblems. Würde der Dornbusch doch dem Austritts- und Finanzfeuer nicht mehr standhalten können und bald nichts mehr als etwas Asche von der einst so stolzen Nationalkirche, die ich am Beginn meiner Amtszeit kennenlernen durfte, übrig bleiben?

Es sind solche Erfahrungen, die uns in Deutschland hellhörig machen sollten, wenn wir die eigene Mitgliederentwicklung betrachten. Auch hier stehen schmerzhafte Einsparungen an und ein spürbarer Mitgliederschwund wird schon bald nicht nur in Verkäufen von Gebäuden, Schließungen von Einrichtungen und Zusammenlegungen von Gemeinden resultieren. Vielmehr sehe ich auch hier die Zukunft unserer Kirche schneller als gedacht in Frage gestellt. Wenn wir hierauf nicht mit unseren Kernkompetenzen wie Seelsorge und Diakonie auf der einen Seite, und einem Bemühen um die jüngeren Generationen auf der anderen Seite reagieren, fürchte ich um einen ähnlichen Verlauf wie in der Church of Scotland.

Trotz des gleißenden Sonnenlichts war es mir an diesem sonnigen Apriltag eiskalt über den Rücken gelaufen. Bei meinem Besuch hatte ich mit vielem gerechnet, aber nicht damit, eine einst stolze Kirche als eine Kirche in Not wieder aufzufinden. Ich hoffe sehr, dass die inzwischen kleine Church of Scotland Wege aus dieser Not mit Gottvertrauen und Engagement finden wird.

Von Lieblingstassen, Töpfereien und biblischer Weisheit

Ich seufzte schwer. Unglaubliche achtundzwanzig Jahre hatte mich meine Lieblingstasse durch Dick und Dünn begleitet. Die große, bauchige Melange-Tasse hatte in Momenten der Entspannung einen See leckeren Kaffees mit Milchschaumkronen gehalten. In Zeiten erschöpfender Erkältung wärmespendenden Kräutertee mit cremigen Honig. Wenn Nachdenklichkeit auf meiner Seele lag, hielt meine Lieblingstasse britischen Schwarztee mit einem großzügigen Schuss Vollmilch und brachte meine Gedanken zur Ruhe. In diesen achtundzwanzig Jahren war viel passiert. Ich war gereift, hatte mehrfach theologische Ausbildungen in der lutherischen, reformierten und methodistischen Theologie durchlaufen und war in vielem weiser geworden.

Nun lag die geliebte handgetöpferte Begleiterin in großen Stücken zerbrochen in unserer Spülmaschine. Dank meines Mannes konnte die Tasse wieder geklebt werden- nun sollte aber vermieden werden, dass sie nochmals durch Spülmittel und Gebrauch brach. Also nahm ich mir vor, eine „jüngere“ Schwester zu kaufen. Da die Töpferei, aus der meine Tasse stammte, inzwischen geschlossen worden war, musste ich neu auf die Suche gehen. Mein Weg führte mich daher am „Tag der offenen Töpferei“ zur Töpferei „Filceramics“ im fränkischen Leutershausen.

Als wir den Laden der Töpferei betraten, strahlte uns Handwerkskunst in kräftigen Farben und harmonischen Formen entgegen. Dieses Willkommen setzte sich durch eine persönliche Führung durch die Werkstatt als dem Herzen der Töpferei fort. Mit viel Erstaunen stand ich vor dem massiven Ofen, dessen Boden herausgefahren worden war und erahnen lies, welche wunderschönen Töpferprodukte schon bald einen neuen Besitzer erfreuen würden. Der Anblick des Ofens erinnerte mich an eine Bibelstelle, die vom Erlernen der Weisheit Töpfern und den notwendigen Ofen handelte. Die Koinzidenz der Einblicke in das Töpferhandwerk und der biblischen Worte, die mir in den Sinn kamen, machten mich sprachlos:

Die Weisheit des Gelehrten braucht Zeit und Muße, und nur wer nicht geschäftig ist, wird Weisheit gewinnen. […] Ebenso geht es dem Töpfer; der muss bei seiner Arbeit sitzen und die Scheibe mit seinen Füßen drehen und muss immer um sein Werk besorgt sein und sein bestimmtes Maß an Arbeit tun. Er muss mit seinen Armen aus dem Ton sein Gefäß formen und mit den Füßen kräftig die Töpferscheibe drehen. Er muss daran denken, wie er’s fein glasiert, und früh und spät den Ofen fegen.

Sir 28,29-30

Als uns erklärt wurde, wie der Ofen verwendet würde, wie viel Zeit, Muße und Wissen angewendet werden musste, staunte ich noch mehr, denn das Buch Jesus Sirach, das zu den sogenannten Spätschriften des Alten Testaments gehört und um 190/180 v. Chr. in Jerusalem entstanden war, spiegelte unseren kleinen Besuch im fränkischen Leutershausen wieder: nicht nur durften wir zusehen, wie der Töpfer auf einer Töpferscheibe arbeitete, wir erfuhren von Brand, Glasur & Co., die wunderschöne Töpferprodukte hervorbrachten.

Achtundzwanzig ereignisreiche Jahre mit meiner treuen Begleiterin lagen hinter mir, die mich weiser werden ließen. Nun war ich bereit, eine neue Lieblingstasse an diesem biblischen Handwerksort zu finden. Als ich wenige Minuten später durch den Verkaufsraum schlenderte, strahlte mir eine bauchige, große Tasse in leuchtendem Blau entgegen und ich wusste umgehend: diese Tasse würde meine neue Begleiterin werden, und ich hoffentlich im Lauf der mir noch bevorstehenden Jahre an Weisheit zunehmen.

Von schlichten Mützen und Lebens- und Diensttauglichkeit des Glaubens

Als ich den braunen, unscheinbaren Postumschlag öffnete, leuchtete mir neben einem in schwungvoller Schrift gehaltenem Brief eine rote Mütze mit dezenter schwarzer Melierung entgegen. Vorsichtig zog ich die wertvolle Post aus ihrer Verpackung und probierte die gehäkelte Mütze an, die sich umgehend weich und warm um meinen Kopf schmiegte. Die von meiner Freundin mitgesandten Worte enthielten einen Bibelvers, der mich begleiten sollte:

Und ich sprach: Setzt ihm einen reinen Kopfbund auf sein Haupt! Und sie setzten ihm den reinen Kopfbund auf sein Haupt und zogen ihm Kleider an, und der Engel des HERRN stand dabei.

Sacharja 3,5

Amüsiert betrachtete ich die Mütze, deren Rot mir warm und gleichzeitig resolut entgegen strahlte. Obwohl wir erst seit etwas mehr als einem Jahr befreundet waren, kannte meine Freundin mich inzwischen sehr gut. Eine extravagante Mütze mit Gold, Glitzer & Co. würde ich nie tragen. Der „Kopfbund“, den sie mir geschickt hatte, bestand Masche um Masche aus lieben Gedanken, die sie in einen Postumschlag zu mir auf den Weg gesandt hatte und einem kleinen, signifikanten theologischen Witz, der erst durch meine Biografie verständlich wird. Dazu muss ich etwas ausholen und den Kontext des Bibelverses beleuchten.

In einer Vision sieht der Prophet Sacharja Josua als Hohenpriester und geistlichen Hirten seines Volkes vor dem Engel des Herrn stehen. Er wurde anstelle des Volkes angeklagt. Neben ihm steht Satan als Ankläger, der auf die Übertretungen und Fehler des Volkes hinweist während Joshua schweigend neben ihm steht. Doch Gott setzt den Übertretungen zeichenhafte Handlungen der Vergebung für das gesamte Volk entgegen indem er Joshua neu einkleidet. Unter anderem mit einem „Kopfbund“, der von Hohenpriestern getragen wurde und ihn als dem Herrn zugehörig auswiesen (קדש ל יהוה – „dem Herrn heilig“). Diese Kopfbedeckung (nebst anderem Ornat) muss durchaus imposant gewesen sein, wie Abbildungen eines Buches von Franz Bock zeigen:

Hieraus entwickelte sich laut Autor die Mitra als heutige priesterliche Kleidung römisch-katholischer Bischöfe, die damit die göttliche Beauftragung unterstreichen soll. Nicht nur ist der römisch-katholische Gottesdienst liturgisch reicher, sondern deren Würdenträger nebst gottesdienstlichem Raum elaborater ausgestaltet als so manch evangelische Kirche. Was auf der einen Seite eine Faszination ausstrahlt, ist mir in vielem als evangelische Christin sehr fremd.

Als Pfarrerin, die in Bayern eine lutherische und in Schottland eine reformierte Ausbildung durchlaufen hat, und geprägt ist durch die methodistische Theologie, in die ich aufgrund meiner Dissertation tiefe Einblicke erhalten durfte, ist mir Pomp, Glitzer und Glamour fremd. Glaube und Amt müssen für mich „alltagstauglich“ sein. Sie müssen sich einweben in den normalen Lebensrhythmus, indem sie getestet und auf Herz und Nieren immer wieder geprüft werden.

Ich bewunderte die vor mir liegende Mütze in ihrer Schlichtheit und strahlenden Farbe, die durchsetzt war von einigen dunklen Akzenten wie das Leben selbst. Durch ihre schlichte Form und die anpassungsfähigen Maschen, die die Mütze ausmachten, würde sie selbst im heftigsten Lebens- und Dienststurm nicht von meinem Kopf gerissen werden. Ich war dankbar, dass Gott mir solche Engel wie diese Freundin an die Seite stellte, die mich kannten, unterstützten und halfen, um Gottes Wort durch meine schlichte Präsenz als Seelsorgerin in die Bundespolizei bringen zu können.


Quelle: Bock, Franz: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 1) — Bonn, 1859

Was uns im Inneren zusammenhält…

Nachdenklich wog ich den kleinen Beutel in meiner Hand. Die Platte nebst sieben Schrauben hatte sich in den letzten zehn Monaten in meiner Hand befunden und den zerschmetterten Knochen zusammengehalten, damit, was vorher eins, nun aber zerbrochen, wieder zusammenwachsen konnte. Die medizinische Prothese nebst Hilfsmittel fühlte sich ungewöhnlich leicht an. Kein Wunder, denn Titan weißt eine hohe Korrosionsbeständigkeit, Festigkeit und geringes Gewicht auf und wird daher vielfach in der Medizin für Implantate, Prothesen und ähnliches verwendet.

Für mich war es ein Geschenk, dass nun der Knochen geheilt war. Doch während ich den kleinen Beutel in meinen Händen hielt, Platten und Schrauben bewundernd betrachtete, wurde eine Frage immer lauter: Was hält uns Menschen im Inneren zusammen, wenn wir drohen zu zerbrechen? Nicht selten war ich in meinem Leben vor schweren Fragen und komplexen Herausforderungen gestanden. Die Verletzung war nicht nur eine physische Herausforderung, sondern hat mich gezwungen dem auf die Spur zu kommen.

Fündig wurde ich in den alten Geschichten, die uns die Bibel überliefert. Trotz der zeitlichen Ferne sind sie in vielem wie aus dem Leben gegriffen. Es sind Erzählungen von Menschen, die drohten zu zerbrechen. Manche hatten sogar Todesangst. Besonders faszinierend fand ich bei meiner Suche nach Antworten die Geschichten, die von maximalen menschlichen Fehlverhalten und tiefen Krisen erzählten. Es sind Geschichten, die uns von einer anderen, einer göttlichen Logik erzählen, die uns Hoffnung und Zuversicht im eigenen Versagen, gerade dann, wenn wir drohen zu zerbrechen, schenken wollen. Sie sind manchmal sperrig. Lassen unsere Gedanken anecken und unsere menschliche Logik an Grenzen stoßen. Die Botschaften sind so etwas wie „biblisches Titan“, das uns vielleicht in einer anderen Extremsituation hilft, wieder zusammenzuwachsen, zu heilen und neue Perspektiven für unser Leben zu finden.

Mitten hinein in diese Angst – vielleicht während wir vom Schmerz eines Bruches, einer Verletzung, eines Verlustes, eines schlimmen Fehlers fast erstickt werden, spricht Gott:

„Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“

Jer 31,3

Sehen wir doch einmal auf die Erzählung um Kain und Abel (Gen 4). Kain hatte aus lauter Eifersucht seinen jüngeren Bruder Abel erschlagen. Eine durch und durch widerliche Tat. Doch statt ihn der nach menschlicher Logik ausstehenden Konsequenz eines Totschlags auszuliefern, wird Kain ein wenn auch ruheloses Leben geschenkt und durch ein Zeichen geschützt. Ihm sollte das Unrecht nicht widerfahren, das er seinem eigenen Bruder angetan hatte. So wurde in letzter Konsequenz durch die göttliche Zusage eine Kette von Gewalt und Gegengewalt durchbrochen.

„Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“

Da ist Rahab, die in der Bibel als Prostituierte in Jericho arbeitet (Jos 2). Ihre Tätigkeit sei hier nicht weiter eruiert. Trotz ihres gesellschaftlich diskutiertem Broterwerbs versprachen ihr die Männer, die sie schützte, das gleiche Recht zu. Als Jericho erobert wurde, hing sie wie vereinbart als Zeichen ein rotes Seil aus ihrem Fenster und wurde zusammen mit ihrer Familie verschont. Nicht immer handeln wir in unserem Leben ethisch korrekt. Der Beruf Rahabs steht für mich als Platzhalter für unsere eigene Gebrochenheit, die anderen und uns vielleicht schwieriges zumutet. Dennoch werden wir vor dem Schlimmsten bewahrt und erhalten die Möglichkeit eines Neubeginns.

„Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“

Zwei schwerfällige Geschichten, die von Menschen, die in Gefahr stehen zu zerbrechen, erzählen und von Gottes Güte, die sie zusammenhält. Es sind Extremgeschichten des Lebens. Wie oft stehen wir vor eigenen verheerenden Situationen. Die Titanplatte nebst Schrauben werden mich an beides erinnern: an einen schmerzhaften Unfall, aber auch die Möglichkeit wieder heilen und mit „neuer“ Hand zuversichtlich mein Leben unter Gottes Schutz und Begleitung weiter gehen zu dürfen.

Das wünsche ich Ihnen, lieber Blogleser, liebe Blogleserin, ebenso. Denn die Situation mag noch so verheerend sein, Gott liebt uns und zieht uns mitten in all dem Schlimmen zu sich aus lauter Güte.

Von Jahreswechsel und Segenswünschen

Das Jahr 2022 geht zu Ende. Wie sicherlich Millionen andere Menschen, gönne ich mir die Zeit zur Rückschau. Das fast vergangene Jahr zu würdigen ist für mich wie ein kleiner Abschluss dessen was war, und macht mich bereit für das Neue, das vielleicht kommen wird.

2022 war ein sehr durchwachsenes Jahr. Das erlebte Spektrum der zwölf Monate des fast vergangenen Jahres hat mich kaum zu Atem kommen lassen.

Faszinierende Höhen erleben und dunkle Tiefen meistern,

wunderbare Erfahrungen machen und tiefe Verletzungen überdauern,

neue Freunde gewinnen und liebe Menschen verlieren,

Glücksmomente auskosten und schmerzhafte Enttäuschungen verarbeiten,

nie geahnte Leistungen vollbringen und gesundheitliche Herausforderungen schultern,

geschenkte Liebe dankbar entgegennehmen und erlebten Haß stehen lassen…

All diese Geschenke und Herausforderungen des fast vergangenen Jahres seien in Gottes gute Hände zurück gelegt. Möge er alles zum Segen werden lassen.

Gebet am Altjahresabend
Pfarrerin Miriam Groß

Was wird 23 bringen? Über die Bedeutung der Zahl haben sich viele den Kopf zerbrochen.

23 ist ungerade und eine Primzahl.

Der Biorhythmus nach Swoboda/Fließ wiederholt sich alle 23 Tage.

Ein einfacher menschlicher Chromosomensatz besteht aus 23 Chromosomen.

Den Spekulationen möchte ich in meinem Blog keinen Raum einräumen. Doch tröstlich fündig bezüglich der neuen Jahreszahl wurde ich in der Bibel: Psalm 23 ist ein wunderschöner Glaubenstext, der von großem Vertrauen in Gott spricht. Die Worte haben viele Generationen getragen. Für mich steht dieses kommende Jahr unter dem Motto dieses Psalms. Aus eigener Erfahrung schätze ich die tiefe Weisheit der Worte, die in meinem Leben schon oft eine große Relevanz hatten.

Zum Jahreswechsel möchte ich euch angelehnt an Psalm 23 einen kleinen Segenswunsch weitergeben.

Ich danke euch, allen Leserinnen und Lesern meines kleinen Blogs, dass ihr meinen Worten und Gedanken Raum und Zeit geschenkt habt. Möge Gottes Segen euch in 2023 begleiten!

Eure Miriam Groß

Der HERR ist mein Hirte, Möge der HERR in diesem Jahr mit dir sein,

mir wird nichts mangeln. damit du nicht darben musst.

Er weidet mich auf einer grünen Aue Möge er für dich sorgen

und führet mich zum frischen Wasser. und dir alles Notwendige zukommen lassen.

Er erquicket meine Seele. Möge er deine Seele nähren.

Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Möge er dich auf rechtem Weg führen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, Und solltest du durch dunkle Zeiten gehen.

fürchte ich kein Unglück; wünsche ich dir, dass du furchtlos bist;

denn du bist bei mir, denn Gott wird mit dir sein,

dein Stecken und Stab trösten mich. denn er wird dich leiten und bewahren.

Du bereitest vor mir einen Tisch Er möge für dich sorgen –

im Angesicht meiner Feinde. gerade dann, wenn Menschen es schlecht mit dir meinen.

Du salbest mein Haupt mit Öl Möge dir Gutes entgegenkommen

und schenkest mir voll ein. und mögest du ab und an Überfluss an Schönem erleben.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, Dein ganzes Leben sollst du wissen, dass du gesegnet bist,

und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. damit du dich traust, im Glauben Wurzeln zu schlagen.

Pfarrerin Miriam Groß

Anbei ein kleines Grußvideo mit Segenswunsch zum neuen Jahr:

Wenn Fleischereien sich christlicher Symbolik bedienen…

Schnellen Schrittes bog ich mit meiner Familie im Schlepptau um die nächste Straßenecke. Immer mit dem Blick abwechselnd auf das Smartphone und die Umgebung. Der Hunger trieb uns in der unbekannten Berliner Umgebung voran, denn wir wollten möglichst schnell zum ausgewählten indischen Wunschrestaurant kommen. In meiner Vorstellung stand vor mir bereits ein leckeres indisches Curry mit butterweichem Lamm. Mir lief schon allein bei dem Gedanken das Wasser im Mund zusammen.

Als ich aufsah, blieb mein Blick erstaunt an einem Schild haften. Etwas über Augenhöhe war weiß auf rot in einem Leuchtschild ein Lamm mit einer Fahne abgebildet. Darunter prangte in großen Lettern ebenfalls in strahlendem Rot gehalten die Aufschrift „Fleischerei“. Mitten auf den beschäftigten Straßen von Berlin Friedrichshain-Kreuzberg strahlte unübersehbar bei Tag und Nacht das Agnus Dei als Werbeschrift für eine Fleischerei. Die Kombination von christlicher Symbolik und einem Fleischereifachgeschäft erschien an diesem Urlaubstag selbst für mich als Pfarrerin, die eigentlich die Passions-, Kreuzigungs- und Auferstehungsgeschichte in und auswendig kannte, wirklich drastisch und sehr massiv. Dabei wies die durchaus gewagte Kombination von christlicher Symbolik und der Tötung von Tieren auf die Schwere dessen hin, was wir Christen glaubten, dass Christus für uns vollbracht hatte: nämlich dass er als Unschuldiger unsere Schuld wie ein Lamm auf sich genommen hatte und dadurch uns den Weg zum ewigen Leben eröffnet hatte. Ob sich der fleissige Einkäufer oder die hungrige Kundin der zugrundeliegenden Symbolik des Geschäftes bewusst waren?

Die Vorstellung des „Agnus Dei“ rekurriert auf das Lamm als Opfertier im Alten Testament, besonders auf Pessach-Lämmer, deren Blut in der Nacht des Auszugs Israels aus Ägypten auf das Gebot Gottes hin als Schutzzeichen vor der Zehnten Plage an den Türpfosten gestrichen wurde (siehe Ex 12). Das sog. vierte Gottesknechtslied schöpft in seinen Worten ebenfalls aus der Symbolik des Lammes:

Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.

Jes 53,4-5

Im Neuen Testament findet die Lamm-Symbolik fast selbstverständlich eine Verwendung, wobei sie ganz auf Jesus bezogen wird und vor allem im Johannesevengelium eine besonders gewichtige Rolle spielt. So weißt Johannes der Täufer an zwei Stellen auf Christus mit diesen Worten hin:

Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!

Joh 1,29 (1,36)

Interessant ist, dass der Evangelist nicht nur die oben genannten Worte wählt, sondern auch die Kreuzigung Jesu zu der Zeit verortete, in der Passach-Lämmer geschlachtet wurden. Auch die anderen Evangelien sowie die Offenbarung des Johannes schöpfen aus der Lamm-Gottes-Symbolik.

Selbst auf das Drängen meiner hungrigen Familie hin konnte ich mich nur schwer von dem vor mir prangenden Fleischerei-Schild lösen. Wie oft habe ich Osterlämmer für die gebacken, die mir wichtig waren und dabei mehr auf die putzige Osterlammform und den richtigen, süßen Kuchengeschmack geachtet? Wie oft habe ich das Abendmahl gefeiert und dabei mit der Gemeinde innerhalb der Liturgie das „Agnus Dei“ gesungen bevor ich Brot und Wein als Leib und Blut Christi reichte ohne mir der massiven Symbolik in seiner Tiefe bewusst zu sein? Es schüttelte mich an diesem sommerlich heißen Nachmittag in Berlin durch und durch bei der Vorstellung eines Lammes, das zur Schlachtbank geführt wurde – die Fleischerei verwob die oft so harmlos scheinende Symbolik mit bitterem Ernst.

Mein Hunger nach einem indischen Lammcurry war mit einem Mal vergangen. Wie nur konnte ich all die Jahre die Tat Christi, die für Christen so essentiell ist, gedanklich verharmlosen und mich so weit von dem entfernen, was es eigentlich bedeutete? So wurde ich plötzlich wachgerüttelt. An einem heiteren, warmen Urlaubsnachmittag mitten in Berlin Friedrichshain-Kreuzberg.

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“

Von Tafeln, Grundsicherung und aufbauenden Worten

Das Toastbrot reihte sich in ordentlichen Reihen und unterschiedlichen Geschmacksrichtungen aneinander. Die Donuts in Erdbeer-Rosa wechselten sich mit denen in dunklem Schokoladen-Braun ab. Den saftigen Blattspinat hatte ich in Tüten portioniert und ebenso auf dem großen Tisch platziert als mir die Leiterin unserer Tafel eine großes Packet mit Bibeln in Ukrainisch entgegenstreckte, die uns von der Bamberger Gruppe des Gideonbundes geschenkt worden war. Als diese ihren Ort auf dem großen Tisch erhalten hatten, war es bereits Zeit für die Ausgabe. Wir eilten alle nach einem kleinen Briefing zurück an unseren Ausgabeort. Meine Hand strich leicht über die bereitgestellten Bibeln, die in einer mir fremden und so wichtigen Sprache gedruckt worden waren. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, schoß es mir heiß und kalt durch den Kopf. Doch nun war keine Zeit zum Einhalten. Die ersten Kunden warteten bereits an meinem Tisch darauf, die bereitgestellten Waren erhalten zu können.

Die Ausgabe war schon zur Hälfte verstrichen, als eine ukrainische Kundin mit ihren zwei Töchtern Toastbrote entgegennahm. Während ich der Mutter mit Händen und Füßen den Unterschied zwischen Vollkorn- und Buttertoastbrot erklären wollte, glitt die ältere, ungefähr zwölfjährige Tochter leise am Tisch entlang und strich vorsichtig über die ukrainischen Bibeln. Sie sah mich fragend mit ihren großen dunklen Augen an. Ich nickte aufmunternd und schob ihr lächelnd eine Bibel zu. Schnell nahm sie das dunkle Buch wie eine wertvolle Fracht entgegen und barg sie in einer zärtlichen Umarmung in ihren Händen. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht,“ sagt Jesus in Mt 4 und verweist hierbei auf ein Schriftstück in der Thora (Den 8), die zum Mittelpunkt die Dankbarkeit gegenüber Gott hat, der trotz all der Herausforderungen für Speise gesorgt hat.

Das junge ukrainische Flüchtlingsmädchen verstand diese Anspielung Jesu intuitiv und hatte daher nicht nur dankbar Essen, das zur Grundsicherung half, entgegengenommen, sondern das Wort Gottes mit in ihr vorübergehendes deutsches Zuhause genommen. So half die Tafel durch den Gideonbund die aufbauenden und mutmachenden Worte Gottes weiter zuschenken. Ihr Strahlen und die zärtliche Umarmung der Bibel haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Ein wunderbares Geschenk, das ich an diesem Samstag erhielt und auf das verwies, was wichtig ist: das Brot des Lebens – literal durch die Grundsicherung, die die Tafel schenkt, und übertragen durch die Bibeln, die nun nach und nach ihren Weg zu ukrainischen Flüchtlingsfamilien finden werden.

Von einem wertvollen Centstück und dem Scherflein der armen Frau

Hektisch hatte ich die Taschen meiner Winterjacke, dann meiner Lieblings-Fleecejacke durchsucht. Doch nirgends war das Centstück zu finden. Ich schüttelte leise vor mich hinmurmelnd den Kopf und dachte nochmals scharf nach als mir plötzlich die Idee kam, in meiner Jeanshose nachzusehen. Ich griff in die rechte Hosentasche der in die Jahre gekommenen Jeans und spürte das kühle, kleine runde Glatt der Münze in meiner Hand. Ein tiefer Seufzer der Erleichterung entwich mir. Endlich hatte ich das Centstück wieder gefunden.

Während ich die glänzende Münze in meiner Hand hin und her drehte, musste ich an die liebe Kundin denken, die mir diese vor einigen Wochen geschenkt hatte. Über die Kuchentheke der Tafel hinweg hatte sie mir freudestrahlend ein mit Centstücken gefülltes Glas hingehalten. „Ich habe Ihnen etwas mitgebracht! Nehmen Sie als kleines Geschenk einen Cent heraus. Der soll Ihnen Glück bringen und Sie an mich erinnern. Durch Ihre Arbeit hier bei der Tafel helfen Sie mir und meiner Familie über die Runden zu kommen.“ Ich schluckte schwer während ich spürte, wie meine Augen sich mit Tränen füllten. Daher griff ich schnell in das Glas und lies das Centstück in die rechte Hosentasche meiner Jeans verschwinden. „Herzlichen Dank! Der Cent wird mich immer an Sie erinnern. … Was kann ich heute Gutes für Sie tun? … Wie immer etwas mit Schokolade für Ihre Kinder?“ Die Frau strahlte zurück und nickte während ich ihr ein schokoladiges Kuchenpaket zusammenstellte.

Das Centstück wurde ab diesem Tag zu einem wertvollen Erinnerungsstück an eine besondere Frau, die unverschuldet in eine schwere Notlage geraten war und ihre Familie mit der Hilfe der Bamberger Tafel über die Runden brachte. An diesem Nachmittag war ich sehr erleichtert, die wertvolle Münze wieder in meinen Händen zu halten.

Immer wieder erinnert mich das besondere Geschenk an die biblische Geschichte, die als „Das Scherflein der Witwe“ bezeichnet wird:

Und er [Jesus] lehrte sie und sprach: Seht euch vor vor den Schriftgelehrten, die gern in langen Gewändern umhergehen und sich auf dem Markt grüßen lassen und sitzen gern obenan in den Synagogen und beim Gastmahl; sie fressen die Häuser der Witwen und verrichten zum Schein lange Gebete. Die werden ein umso härteres Urteil empfangen.

Und Jesus setzte sich dem Gotteskasten gegenüber und sah zu, wie das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten. Und viele Reiche legten viel ein. Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein; das ist ein Heller. Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas eingelegt haben. Denn sie haben alle von ihrem Überfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte.

Mk 12,38-44

Das Wort „Scherf“ oder Mittelhochdeutsch „scherben“, „scharben“, „einschneiden“ ist mit der dem Begriff der Scherbe verwandt. Früher hatten Silberpfennige Sollbruchstellen, damit sie für kleinere Werte geteilt werden konnten. Nach dem Brechen wurden sie als „Scherben“ bezeichnet. (1) Das Scherflein ist die Verkleinerungsform von Scherf. Martin Luther hatte in seiner Übersetzung von Mk 12,42 das Wort mit „Scherflein“ wiedergegeben und damit einen kleinen, aber anerkennenswerten Beitrag zum Ausdruck bringen wollen.

Die junge Familienfrau hatte mich durch ihr kleines Geschenk reich beschenkt, denn trotz ihrer Armut und Angewiesenheit auf Hilfe wie die der Tafel gab sie uns Helferinnen und Helfern von Herzen etwas von ihrem wenigen Hab und Gut. Dies mag nominell wenig sein, aber wie wir aus der biblischen Geschichte erfahren, ist es ungemein mehr als das einer reichen Person, die in Überfluss lebt.

Seit diesem Tag ist mir das kleine Centstück zu einer wichtigen Erinnerung und einem Ansporn geworden, den Segen, den Gott so vielfältig in mein Leben legt, mit anderen zu teilen, die im wahrsten Sinn des Wortes jeden Cent umdrehen müssen, um über die Runden zu kommen.


(1) Siehe: Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin/Boston 2001; Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Erarbeitet unter der Leitung von Wolfgang Pfeifer. 2., durchgesehene, verbesserte und ergänzte Auflage. Akademie, Berlin 1993; unter Scherflein.

My dear Jewish friend 7: Shabbat Shira, the New Year of the Trees and songs of praise

After riding with my bicycle through a cold starry January evening to the local synagogue in Bamberg, I thankfully entered the warm and cozy building. Rabbi Dr. Almekias-Siegl had invited me for the Shabbat service and the following festive evening of Tu B´Shvat. As I sat down in a pew, my cold and stiff limbs started to thaw with every word spoken and every song rising.

When Rabbi Dr. Almekias-Siegl explained in his sermon that this evening was Shabbat Shira, my thoughts immediately traveled across the miles to your synagogue and Rabbi Shira Milgrom. My heart silently began to sing as I was reminded of you. What a coincidence to be invited on Shabbat Shira to this synagogue. I suddenly understood why the Rabbi had pointed out to others that my first name was Miriam (as you know in Germany you usually call each other by the surname). It never occurred to me that the names „Shira“ and „Miriam“ are closely intertwined in such significant ways. This special Shabbat not only flabbergasted me, but helped me to understand more about our shared commitment. Shabbat Shira emphasises the Song of the Sea and the Miriams song, which has always has been near to my heart. It is one of the greatest songs of the Torah:

I will sing to the LORD, for he has triumphed gloriously;

horse and rider he has thrown into the sea.

The LORD is my strength and my might,

and he has become my salvation;

this is my God, and I will praise him,

my father’s God, and I will exalt him.

The LORD is a warrior;

the LORD is his name.

“Pharaoh’s chariots and his army he cast into the sea;

his picked officers were sunk in the Red Sea.

The floods covered them;

they went down into the depths like a stone.

Your right hand, O LORD, glorious in power—

your right hand, O LORD, shattered the enemy.

In the greatness of your majesty you overthrew your adversaries;

you sent out your fury, it consumed them like stubble.

At the blast of your nostrils the waters piled up,

the floods stood up in a heap;

the deeps congealed in the heart of the sea.

The enemy said, ‘I will pursue, I will overtake,

I will divide the spoil, my desire shall have its fill of them.

I will draw my sword, my hand shall destroy them.’

You blew with your wind, the sea covered them;

they sank like lead in the mighty waters.

Who is like you, O LORD, among the gods?

Who is like you, majestic in holiness,

awesome in splendor, doing wonders?

You stretched out your right hand,

the earth swallowed them.

In your steadfast love you led the people whom you redeemed;

you guided them by your strength to your holy abode.

The peoples heard, they trembled;

pangs seized the inhabitants of Philistia.

Then the chiefs of Edom were dismayed;

trembling seized the leaders of Moab;

all the inhabitants of Canaan melted away.

Terror and dread fell upon them;

by the might of your arm, they became still as a stone

until your people, O LORD, passed by,

until the people whom you acquired passed by.

You brought them in and planted them on the mountain of your own possession,

the place, O LORD, that you made your abode,

the sanctuary, O LORD, that your hands have established.

The LORD willI will sing to the LORD, for he has triumphed gloriously;

horse and rider he has thrown into the sea.

The LORD is my strength and my might,

and he has become my salvation;

this is my God, and I will praise him,

my father’s God, and I will exalt him.

The LORD is a warrior;

the LORD is his name.

“Pharaoh’s chariots and his army he cast into the sea;

his picked officers were sunk in the Red Sea.

The floods covered them;

they went down into the depths like a stone.

Your right hand, O LORD, glorious in power—

your right hand, O LORD, shattered the enemy.

In the greatness of your majesty you overthrew your adversaries;

you sent out your fury, it consumed them like stubble.

At the blast of your nostrils the waters piled up,

the floods stood up in a heap;

the deeps congealed in the heart of the sea.

The enemy said, ‘I will pursue, I will overtake,

I will divide the spoil, my desire shall have its fill of them.

I will draw my sword, my hand shall destroy them.’

You blew with your wind, the sea covered them;

they sank like lead in the mighty waters.

Who is like you, O LORD, among the gods?

Who is like you, majestic in holiness,

awesome in splendor, doing wonders?

You stretched out your right hand,

the earth swallowed them.

In your steadfast love you led the people whom you redeemed;

you guided them by your strength to your holy abode.

The peoples heard, they trembled;

pangs seized the inhabitants of Philistia.

Then the chiefs of Edom were dismayed;

trembling seized the leaders of Moab;

all the inhabitants of Canaan melted away.

Terror and dread fell upon them;

by the might of your arm, they became still as a stone

until your people, O LORD, passed by,

until the people whom you acquired passed by.

You brought them in and planted them on the mountain of your own possession,

the place, O LORD, that you made your abode,

the sanctuary, O LORD, that your hands have established.

The LORD will reign forever and ever. reign forever and ever.

Exodus 15:1-18

It is the song of the people of Israel at the Red Sea, when your people were saved from the pharaoh through G´d. Being named after biblical Miriam, I was always drawn to the story of the exodus. Many a times I shivered about the pressure, toil and hardship Israel had to bear in Egypt, the plagues, and the miracles Moses performed through G´d.

For me as a Lutheran pastor committed to seeking peace and justice, this story is a symbol of triumph after difficult times and that G´ds promise of justice and freedom can be reached. Many times it takes the struggles of numerous generations until justice becomes reality.

But how quickly do we get used to a peaceful and just surrounding? You and I, we both had the privilege to grow up in peaceful times. Through the history of our nations, which are intertwined through the murderous crimes of the Holocaust, we should remember with huge thankfulness that we are blessed with peace.

The nearness of Tu B´Shvat on this Shabbat may help us to remember that the Creator has provided us with everything we need. The New Year of the trees celebrates the fruit of the tree, the vegetables, the plants that give air to the world and so much more. As the Rabbi shared his memories of celebrating „the New Year of the Trees“ in Israel I could feel the joy spreading in the small diaspora synagogue and once more my longing to visit Israel has been awakened again. (I truly hope to be able to spend time there as soon as this pandemic is over.) As we entered the small communal space on the ground floor, a beautiful meal was prepared for us with more fruits than we could eat and we indulged in fruits, which came from your homeland Israel.

As I ate the carefully selected and beautifully presented fruits, I had to think of all the blessings laid into my life. I don’t have to worry about food or a roof over my head, and am blessed in so many ways. But how often do we forget that the basic things in life are small wonders in themselves? Working in your pantry, getting to know your synagogue, and experiencing how quickly even basic things like food can be taken from you, have changed my perspective both on the song of Miriam and the basic things in life.

I think it is our challenge, to recognise the everyday gifts received from above, and to share these blessings with those, who are less fortunate than us. For them they are wonders and free those, who are less fortunate from their bondage hunger and economical troubles. May our actions become very practical, recognisable songs of Miriam as we use our hands, hearts, and lips to give praise to the one, who has called us to pursue peace and justice.