Blaulichtbeffchen – liturgische Einsatzkleidung für eine evangelische Polizeiseelsorgerin

Vorsichtig strich ich über mein neues Beffchen, auf dem seit kurzem zwei Blaulichter prangten. Mir war, obwohl es um mich herum ganz still war, als ob der inzwischen vertraute Einsatzton, der oftmals mit dem Blaulicht verbunden wird, mitten in die mittägliche Ruhe hinein ertönte. Nun lag dieses besondere liturgische Accessoire einsatzbereit vor mir.

Das Beffchen gehört zur traditionellen liturgischen Kleidung eines evangelischen Pfarrers und einer Pfarrerin. Mehrere darf ich mein Eigen nennen. Eines ist geschmückt mit Trauringen, ein anderes zeigt ein Kirchenschiff, Regenbogen und lachende Gesichter, ein weiteres ist bestickt mit einem goldenen keltischen Kreuz. Mein Ältestes ist mit ausdauernder Hand bestickt und durch Hohlsaum mit einem zarten Kreuz als Mittelpunkt der beiden Seiten versehen.

Als ich mich vor kurzem mit meinem Wunsch, auch ein Blaulichtbeffchen mein Eigen nennen zu dürfen, mich an Beate Baberske und Rosalia Penzko wendete, die als Team der Paramentenwerkstatt wahre Textilkunstwerke für Kirchen und Geistliche herstellen, wurde mein Wunsch Wirklichkeit.

Einstellung vor dem Besticken.

Nach Rücksprache über Symbol, Material und Größe, durfte ich vor Ort in der Paramentenwerkstatt sehen, wie mein Blaulichtbeffchen entstand.

Solltet ihr ebenso einen besonderen Wunsch an liturgischer Kleidung haben, kann ich euch das Team der Paramentenwerkstatt Neuendettelsau als Ansprechpartnerinnen wärmstens ans Herz legen. Und selbstverständlich würde ich mich freuen, wenn ihr mir ein Bild eures Beffchens zusendet und / oder es postet!

Ich freue mich bereits jetzt auf den ersten liturgischen Einsatz mit meinem „Blaulichtbeffchen“. Selbstverständlich ohne polizeilichen Einsatzton, dafür mit ganz viel Evangelium!

Fun-Facts am Rande des Blogs:

Interessanter Weise war das Beffchen ursprünglich durchaus Teil des Alltagsgewandes. So gehörte ab 1680 eine Halsbinde zur bürgerlichen Tracht der Männer und war noch kein besonderer Bestandteil einer Kleriker-Amtstracht. Das Stück Stoff über der Kleidung war zur Schonung des „Hauptgewandes“ vorgesehen, da so mancher Männerbart durchaus Abnutzungs- und Puder-Spuren auf dem wertvollen Untergrund hinterließ.

Erst im 19. Jahrhundert wurde durch die Anordnung König Friedrich Wilhelms III. das Beffchen mit schwarzem Talar zum liturgischen Kleidungsstück im evangelischen Gottesdienst.

Sogar bis ins 19. Jahrhundert war es im römisch-katholischen und altkatholischen Bereich bei bestimmten Amtstrachten ein farbiges Beffchen (schwarz, violett) üblich.

Das Beffchen wurde später zum Erkennungszeichen für evangelische Geistliche. Je nach Öffnung der beiden Seiten kann man hieran die Konfession der jeweiligen Person erkennen. Getragen wird der ursprüngliche „Talarschoner“ auch von Frauen, obwohl diese nur selten über einen Bart verfügen, der dem Talar Schaden zufügen könnte.

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