Lesen gegen Hass (7) : Visuelle und sprachliche Mahnung mit ironischer Würze

Sehen, hören, riechen, schmecken und tasten – mit diesen fünf Sinnen nehmen wir Menschen physiologisch zumeist unsere Umwelt wahr. In diesem Blogeintrag möchte ich drei Bücher vorstellen, die Sie und euch wappnen soll gegen Hass, wie er im Nationalsozialismus in verheerender Weise Deutschland, Europa und die ganze Welt erfasst hat.

Visuell durch das Betrachten eines grafischen Romans.

Auditiv durch die Reflexion von Sprache anhand eines berühmten Notizbuchs.

Gustatorisch und olfaktorisch durch ein ironisch-makaberes Kochbuch.

„Die letzten 100 Tage Hitlers“ von Jean-Pierre Pécau, Filip Andronik, Senad Mavric und Jean Verney, erschienen in der deutschen Ausgabe bei Knesebeck 2025

Die Graphic Novel führt die letzten hundert Tage des grausamen NS-Regimes in all seiner Brutalität visuell vor Augen und zeigt das erbarmungslose und wahnhafte Festhalten an einer krankhaften Ideologie. Eine Mahnung gegen das Erstarken rechtsextremer Strömungen und die Gefahren der „Neuen Rechten“, die sich gleicher Mittel bedienen und die Menschenwürde mit Füßen treten.

Wenn auch aufgrund des Umfangs verkürzt, so ist diese packende Graphic Novel historisch gut fundiert vom Stauffenberg-Attentat bis zum Nerobefehl und künstlerisch beeindruckend mit interessanten Details ausgestaltet. Die Brutalität des mörderischen Regimes wird in eindrücklich bewegender Weise dargestellt und zeigt auf, das sich diese in einer makaberen Zuspitzung selbst gegen das eigene Land und dessen Bewohnter richtete als eine Niederlage abzusehen war:

„Was sagt Hitler dazu?“ … „Ich zitiere wortwörtlich: „Wenn der Krieg verloren geht, wird auch das Volk verloren sein. Es ist nicht notwendig auf die Grundlagen, die das deutsche Volk zu seinem primitivsten Weiterleben braucht, Rücksicht zu nehmen. Im Gegenteil. Es ist besser, selbst diese Dinge zu zerstören. Denn das Volk hat sich als das schwächere erwiesen und dem stärkeren Ostvolk gehört ausschließlich die Zukunft. Was nach diesem Kampf übrig bleibt, sind ohnehin nur die Minderwertigen, denn die Guten sind gefallen.“

S. 61

Die betrachtenden Personen begleiten den Wahnsinn, die Ängste und die tiefen Abgründe des Naziregimes bis in die letzten Stunden im Berliner Führerbunker. Eine visuelle Chronik einer grausamen Zeit, die die Betrachter vehement anregt über das Geschehene nachzudenken, damit es nie wieder in dieser oder anderer brutaler Weise geschehe.

„LTI – Notizbuch eines Philologen“ von Victor Klemperer, erschienen bei Reclam 1975 (Erstveröffentlichung 1947)

Eine auditive Wahrnehmung ist für unseren Alltag grundlegend. Sprache umgibt uns als Hörende und Sprechende. Nicht immer reflektieren wir unseren eigenen Wortschatz oder das uns entgegenkommende Wort. Victor Klemperer hat uns durch seine tiefsinnige Dokumentation ein Sprachwissen überliefert, das uns in einer Zeit erstarkendem Extremismus hellhörig werden lassen sollte.

Bereits der Titel des Notizbuchs enthält den ersten massiven Seitenhieb gegen ein mörderisches Regime, das zum Zeitpunkt seiner Erstveröffentlichung zwei Jahre zuvor brutal zu Ende gegangen ist. Victor Klemperer als Autor dieses wichtigen Buches nimmt uns persönlich beschreibend in fachlich tiefer Reflexion mit in das wohl wirkungsreichste Mittel des mörderischen Nationalsozialismus: die deutsche Sprache.

Victor Klemperer (1881-1960) als Jude geboren, zum Protestantismus konvertiert und Professor der Sprachwissenschaft, war durch die Rassengesetze der NS-Diktatur von dessen Auswirkungen direkt betroffen. 1947 veröffentlichte er die vorliegende Sprach-Analyse des Dritten Reiches, „LTI“ (Lingua Tertii Imperii), um vor den Gefahren von Sprache als Waffe zu warnen.

Die Sprache des Nationalsozialismus wurde „… 1933 aus einer Gruppen- zu einer Volkssprache…“ (S. 25) und bemächtigte sich „… auch, und sogar mit besonderer Energie, des Heeres; aber zwischen Heeressprache und LTI liegt eine Wechselwirkung vor, genauer: erst hat die Heeressprache auf die LTI gewirkt, und dann ist die Heeressprache von der LTI korrigiert worden.“ (S. 25)

Der Sprachwissenschaftler dokumentierte die um sich greifende Versachlichung und „Maschinisierung“ menschlicher Existenz und Identität, der sich als „Erlöserfigur“ darstellende Führer, Verniedlichung von massiven Eingriffen in Bürgerrechte und -pflichten und so vieles mehr.

[…] die stärkste Wirkung wurde nicht durch Einzelreden ausgeübt, auch nicht durch Artikel oder Flugblätter, durch Plakate oder Fahnen, sie wurde durch nichts erzielt, was man mit bewußtem Denken oder bewußtem Fühlen in sich aufnehmen musste.

Sondern der Nazismus glitt in Fleisch und Blut der Menge über durch die Einzelworte, die Redewendungen, die Satzformen, die er ihr in millionenfachen Wiederholungen aufzwang und die mechanisch und unbewußt übernommen wurden.

S.21

Schnell wird dem Leser und der Leserin bewusst, welch eine Macht Sprache tagtäglich auf uns ausübt und wie sehr sie uns im Denken und Handeln lenken kann. Daher sei dieses Buch allen dringend zur Lektüre anempfohlen.

Nazi Goreng. 33 urdeutsche Rezepte – ganz ohne Fremdobst, Exotik und Geschmack von Horst Kessel, erschienen bei riva 2023

Mit dem vorliegenden „Kochbuch“ wird es nun gustatorisch und olfaktorisch (bei dessen Durchführung) interessant für jeden, der sich gegen Hass auch in der Küche „wappnen“ möchte. Denn die Grundsätzlichkeit und Wichtigkeit des Essens ist uns allen gut bekannt.

Mit scharfem, dunklen Humor warnt der Autor durch seine dreiunddreißig Rezepte sprachlich tiefgründig vor Rechtsextremismus. Nach einem Grundrezept der „braunen Soße“ wird Kochwissen in Vor-, Haupt-, Süß- und Nachspeisen weitergegeben. „Deutsche Buchstabensuppe“, „Himmleermarmelade“, „Leckeres Apfelmussolini“ sind nur einige der vielen Rezepte, die durch geschickte Wortspiele dunkelste NS-Zeit bissig aufs Korn nehmen.

Zu „Heilbutt in Dill-Senf-Soße“ schreibt der Autor:

Das besondere an diesem Gericht ist, dass man es selbstverständlich ausschließlich mit der linken Hand zubereiten kann, da die rechte ja beschäftigt ist.

S. 29

Im Buchgeschäft wurde ich beim Kauf darauf hingewiesen, dass die Rezepte auch tatsächlich zubereitet werden könnten. Das Lesen derselbigen war erhellend und führt die Macht der Sprache in praktischer Weise vor Augen. Ein „Nachkochen“ überlasse ich lieber anderen, doch die Warnung wirkt nachhaltig und sensibilisierend.

Lesen gegen Hass 6: Nie wieder, schon wieder, immer noch!

Voller Erstaunen drückte ich auf den rot beleuchteten Knopf in meinem iPhone-Display und starrte auf die bunte Vielfalt der verschiedenen Apps. Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Der Hörer hatte frech, aber kokett danach gefragt, warum ich immer wieder Partei für Jüdinnen und Juden ergreifen würde. Ich sei doch Christin und gehörte einer anderen Religion an. Das alles ginge mich nichts an. Und ob es dies tut!, hatte ich gekontert. Wenn er als sogenannter Christ wirklich Bibel lesen würde, wüsste er um die tiefe Verbundenheit, die wir als Christen mit dem Judentum haben.

Plötzlich war das „Nie wieder“, das ich immer wieder betonte, vor meinen Augen zu einem „Schon wieder“ geworden.

Jesus war Jude, entgegnete ich. Und Paulus schrieb davon, dass nicht wir die Wurzel tragen, sondern die Wurzel uns. (Röm 11,18; siehe Anmerkung 1) In den darauf folgenden Versen führte der Völkerapostel an die Gemeinde in Rom aus, dass ganz Israel erwählt und erlöst sei.

Schweigen am anderen Ende der Leitung. Und just wurde aus dem „Schon wieder“, das eigentlich ein „Nie wieder“ sein sollte, ein „Immer noch“.

Daher ist es mir wichtig, in diesem Blogeintrag für Pädagoginnen und Pädagogen, Lehrende und Interessierte zwei wichtige Bücher zu dieser Auseinandersetzung vorzustellen. Er ist einzureihen in eine Folge von Leseempfehlungen gegen den Hass, die ich vor geraumer Zeit begann. Die weiteren Einträge seien ebenso ans Herz gelegt.

Der 7. Oktober mit dem Hamas-Terroranschlag auf Israel erscheint mir wie eine Zeitenwende – wie ein tiefer Einschnitt in der gesellschaftlichen und politischen Struktur, der Antisemitismus unverhohlen hervortreten lässt. Es geht um nichts weniger als um unsere Demokratie, die damit auf dem Spiel steht. Aus dem „Nie wieder“, scheint ein „Schon wieder“ geworden zu sein – vielleicht aber handelt es sich, wie Philipp Peyman Engel bitter betrachtet, um ein „Immer noch“.

Daher sei Ihnen, liebe Blogleserin, lieber Blogleser, die beiden folgenden Bücher besonders sehr ans Herz gelegt.

„Nie wieder? Schon wieder! Alter und neuer Antisemitismus“ von Michael Wolffsohn, erschienen 2024 bei Herder

Wie oft betonen viele, dass nie wieder geschehen darf, was einst durch ein mörderisches NS-System geschah. Dieses Bekenntnis scheint aber vielfach leicht ausgesprochen, nun aber aufgrund des blutigen Angriffs der Hamas ins Wanken zu geraten. Im vorliegenden Buch geht der bekannte Historiker Michael Wolffsohn auf den menschenverachtenden Hass des Antisemitismus ein.

Antisemitismus, genauer: Antisemitismen, gibt es seit 3000 Jahren. […] Unsere nun wieder auch zunehmend – freilich nicht ausschließlich – sichtbar antisemitische Gegenwart knüpft an die Vergangenheit an. Sie ist ein reaktionärer Rückfall, auch wenn einige seiner Träger sich als Vorreiter des Fortschritts verstehen und präsentieren.

Wolffsohn: Nie wieder? Schon wieder! S. 12.

Nach diesen Ausführungen sind im Buch zum einen die nicht gehaltene Rede „Der deutsche 9. November – Gedanken zum Gedenken“ sowie die gehaltene Rede „85 Jahre „danach“ – Antisemitismus, hausgemacht und importiert“ enthalten.

Die erste Rede atmet vor dem 7. Oktober 2023 einen gewissen „Optimismus“, wage ich zu schreiben, der an eine Herzensbildung glaubt:

Das dringend notwendige neue deutsche Gedenken an Kristallnacht, Judenmorde und andere NS-Verbrechen muss nicht nur am oder zum Jahrestag des 9. November zielgruppengerechte Gedanken und vor allem eine Ethik entwickeln, sprich: Herzensbildung für die Sicherung und Festigung unserer humanen und notwendigerweise wehrhaften Demokratie.

Wolffsohn, Nie wieder? Schon wieder!, S. 46

Die zweite Rede wurde von Herrn Wolffsohn nach dem dem Hamas-Terrorüberfall auf Israel verfasst. In ihr schlägt er wichtige und deutliche Töne an, die uns alle nicht nur nachdenklich machen sollte, sondern uns zum Handeln bringen sollten. Deutschland steht auf einem sehr gefährlichen Grad.

Die Jüdische Weltgeschichte zeigt: Wo und wenn es Juden gut geht, geht es dem Land gut. Deutschland hatte bis 1933 die Wahl. Es entschied falsch, und es erging ihm schlecht. Es hatte ab 1949 wieder die Wahl – und entschied richtig. Deutschland ging es bestens. Heute steht Deutschland wieder vor der Wahl. Wie wird es entscheiden? So wie die zahlreichen echten Freunde, die Juden und Israel in Deutschland haben? Hoffen wir es.

Wolffsohn, Nie wieder? Schon wieder!, S. 67

„Deutsche Lebenslügen. Der Antisemitismus, wieder und immer noch“ von Philipp Peyman Engel, erschienen 2024 bei dtv

Philipp Peyman Engel zeigt in seinem Buch „Deutsche Lebenslügen“ die schmerzhafte Realität des Antisemitismus in Deutschland auf und rechnet mit denen ab, die zum Terror schweigen. Hierbei zeigt er auf, dass sich unser Land in einer tiefen moralischen Krise befindet, die nichts weniger als unsere Demokratie gefährdet.

Dabei greift er ein Tabuthema auf: Islamistischer Antisemitismus, dessen Entstehung und Verbreitung in Deutschland.

[…] Noch immer ist es in Deutschland ein Tabu, den enthemmten Hass auf Juden unter muslimischen Migranten anzusprechen.

Engel, Deutsche Lebenslügen, S. 11

Ein schmerzhaft ehrliches und direktes Buch, das mich als Leserin hineingenommen hat in eine unglaubliche Welt des Hasses. Ich bin sehr dankbar um den Mut, den der Autor hier erwiesen hat, um uns die Augen für die Vorgänge in Deutschland zu öffnen. Denn der Zyklus dieses Hasses wurde von Deutschen im Nationalsozialismus begonnen und kehrt nun in Gestalt des islamistischen Antisemitismus zu uns zurück.

Folgt man der These von Jeffrey Herf, haben die Deutschen den muslimischen Antisemitismus in dieser Form überhaupt erst erschaffen – und er kehrt nun über Einwanderer und Migranten aus vielen arabischen und muslimischen Staaten zu uns zurück. In ihm verbindet sich das antijudaistische Element des Korans mit dem rassistisch-mörderischen des Nationalsozialismus.

Engel, Deutsche Lebenslügen, S. 160

Beide Bücher rütteln auf ihre jeweils eigene, aber direkte Sprache, klare Worte und Einblicke in das durch Antisemitismus ausgelöste Leid auf. Das Lesen beider Bücher wird nicht spurlos an den Lesenden vorüberziehen. Nun ist zu hoffen, dass darauf auch Taten in vielerlei Weise zum Schutz von Jüdinnen und Juden sowie unserer Demokratie darauf folgen mögen.


(1) Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.

#WeRemember : Bildung als wichtigste „Waffe“ gegen Antisemitismus

Gedanken einer Polizeiseelsorgerin

Grußwort zum Internationalen Tag des Holocaust-Gedenken, Israelitische Kultursgemeinde Bamberg

Das folgende Grußwort habe ich im Rahmen der Gedenkveranstaltung anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocausts in der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg gesprochen. Es sind persönliche Perspektiven, einer Polizeiseelsorgerin, die nicht nur das Gedenken, sondern auch die Tätigkeit angesichts schwieriger gesellschaftspolitischer Entwicklungen in den Mittelpunkt stellt:

(Es gilt das gesprochene Wort)

Die Zeit vergeht wie im Flug. Vor drei Jahren saß ich im Flugzeug und sah gespannt aus dem Fenster während meine alte Heimat New York immer kleiner wurde und schließlich unter den Wolken verschwand. Unendlich viele Gedanken gingen mir durch den Kopf während ich eine Stadt und ein Land hinter mich ließ, das fast sieben Jahre meine Heimat war.

Besonders schmerzhaft war es, meine jüdische Freundin Pam, ihre so wunderbar engagierte jüdische Tafel und ihre Synagoge, die mir eine geistliche Heimat geworden war, zurücklassen zu müssen.

Tröstlich für uns beide war der Grund meines Rückzuges nach Deutschland – ein Auftrag, zu dem ich berufen worden war: im größten bundespolizeilichen Aus- und Fortbildungszentrum als Seelsorgerin die nächsten Generationen von Polizeimeisteranwärterinnen und -anwärterinnen nicht nur zu begleiten, sondern sie innerhalb des Faches Berufsethik zu wappnen, um gegen Antisemitismus, Rassismus und jegliche Form des Extremismus vorzugehen und als Hüterinnen und Hüter unser Grundgesetz gegen jedweder Angriffe tätig zu schützen.

Es waren Tränen der Trauer, aber auch der Zuversicht, die damals flossen, denn wir beide wussten aufgrund der Geschehnisse in USA, wie notwendig dies war. Dort hatten wir gemeinsam die sehr diskutable Trump-Administration durchlebt, gingen gemeinsam zu hunderttausenden aufgrund eines antisemitischen Anschlages in New Jersey auf die Straßen und setzten Zeichen gegen diese schlimme, mörderische Irrlehre, die unverhohlen in einer der ältesten Demokratien zu Tage trat, durch Wort und Tat. Damals war ich froh und dankbar, dass dies in Deutschland nicht so war. Doch um dem vorzuschützen drang ich zu einer Rückkehr, um im Herzen der Demokratie die zu wappnen, die für sie im Extremfall einzustehen hätten: Polizistinnen und Polizisten in der Bundespolizei.

Aber die Zeit vergeht wie im Flug. Drei Jahre sind so schnell ins Land gegangen und was ich vorher als Prävention betrachtete, die eine weit weg stehende, vielleicht sogar in Deutschland eher unwahrscheinliche Variante von besorgniserregenden Geschehnissen betrachtete, trat nun sichtbar in unserem Land die Öffentlichkeit:

mit der Enthüllung einer Zusammenkunft rechter Kräfte in der Villa Adlon am Lehnitzsee in Potsdam am 25. November 2023 wurde bittere Realität, was ich befürchtet hatte und daher mit Bildung dagegen vorgehen wollte.

Während ich den Berichterstattungen lauschte, wurde Anklänge an die lang vergangene Geschehnisse umgehend vor meinem inneren Auge wach. Vielleicht ging es Ihnen ja genau so wie mir?

Damals, am 20. Januar 1942, waren hochrangige Vertreter des NS-Regimes zu einer Besprechung in einer Villa in Berlin-Wannsee zusammengekommen, die als Wannsee-Konferenz in die Geschichte einging, um ihren mörderischen Plan zu vereinbaren, auszuarbeiten und schließlich umzusetzen.

Aus meiner Sicht ein wahrer Alptraum.

Die Analogien haben viele aufgeschreckt und zu Demonstrationen auf die Straßen Deutschlands gegen das menschenverachtende Gedankengut gesandt. Ich bin dankbar um diese wichtigen Zeichen der Demokratie – denn mit dem Grundgesetz ist das Demonstrationsrecht in Art. 8 GG gesichert. Ich kenne eine Reihe von Pfarrkolleginnen und -kollegen, die das erste Mal dieses Recht in Anspruch nahmen und an einer der Demonstrationen gegen rechts teilnahmen. Auch ich war selbstverständlich Teil dieser Zeichensetzung, so wie ich es in meiner New Yorker Zeit gegen Antisemitismus, Rassismus und andere Formen des Hasses war. Noch gut erinnere ich mich an eine Demonstration, wo wir zu hunderttausenden über die Brooklyn Bridge marschierten, um gegen den unverhohlenen Antisemitismus, der in der Amerikanischen Gesellschaft zu Tage getreten war, mit meiner Partnerorganisation American Jewish Committee ein unübersehbares Zeichen zu setzen: wir sind viele und eine Mauer gegen Hass! Was damals so war, erlebte ich nun hier in Bamberg ebenso.

Dennoch bin ich als Pädagogin, Ethikerin und Pfarrerin der Meinung, dass es mehr bedarf als Zeichen der Solidarität. Bildung ist die wichtigste Waffe, die wir haben, um die gegenwärtigen und kommenden Generationen zu stärken und für unseren Kampf um Demokratie, Menschenrechte und ein Grundgesetz, das alle schützt, zu gewinnen.

Nie wieder darf geschehen, was im damaligen mörderischen NS-Regime geschah. Über 6 Millionen Menschen wurden brutal ermordet. Aber auch dies ist nicht nur das dunkelste Kapitel unserer Menschheitsgeschichte, sondern es wird seit dem 7. Oktober weitergeschrieben!

Nie wieder darf geschehen, was am 7. Oktober durch den brutalen Überfall der Hamas und deren Morden geschehen ist. Ich habe keine Worte für diese Geschehnisse – aber für mich sind sie eine Fortsetzung des Holocaust und zwar auf dem Boden des Heiligen Landes, das eigentlich ein Schutzort und eine sichere Heimat für Jüdinnen und Juden sein soll.

Die evangelische Seelsorge in der Bundespolizei steht mit ihren Seelsorgerinnen und Seelsorgerinnen im gesamten Bundesgebiet und wir als Bundespolizeiaus- und -fortbildungszentrum vor Ort hier in Bamberg dafür ein,

dass Menschenhass mit keinem Wimpernschlag, keiner Geste geduldet wird,

dass Mord und Qual aufgrund von Religion, Abstammung und Nationalität keinen Ort in unserem Land hat,

dass unser Grundgesetz, das zum Mittelpunkt die Menschenwürde hat, geschützt und als für alle gleichermaßen gültig umgesetzt wird.

Dies habe ich nicht nur damals als ich New York verließ, meiner jüdischen Freundin versprochen, sondern dem bin ich als deutsche Staatsbürgerin zutiefst verpflichtet. Wir stehen mit Israel und verurteilen jegliche Form des Antisemitismus, Rassismus und Extremismus. Unsere Hauptwaffe hierbei ist Bildung, die jeder angehende Polizist und Polizistin erhält.

Lassen Sie uns daher zusammenstehen – Zeichen der Solidarität und der aktiven Geschwisterlichkeit nicht nur punktuell setzen, sondern es durch unser Leben und Handeln weben.

Am Israel Chai.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. 

Pfarrerin Miriam Groß, IKG Bamberg, 28.1.2024
(Bild: Patrick Nitzsche, Antisemitismusbeauftragter der Stadt Bamberg)

Lesen gegen Hass: Graphic Novels als pädagogische Waffe gegen Antisemitismus

Als Seelsorgerin bei der Bundespolizei wurde mir die wichtige Aufgabe einer ethischen Unterrichtung unseres polizeilichen Nachwuchses und deren Begleitung sowie aller im Aus- und -fortbildungszentrum tätigen Personen übertragen. Mein Engagement gegen Antisemitismus, Rassismus und jegliche Form des Hasses stellt einen wichtigen Schwerpunkt meiner Arbeit dar – und führt fort, was ich in meiner New Yorker Zeit begonnen hatte: dem Hass die Stirn mit Bildung und Engagement zu bieten.

Gerade jetzt, in einer solch krisenhaften Zeit, in der Israel durch die Hamas mit unaussprechlichem Leid überzogen wird, ist es wichtiger denn je gerade mit den heranwachsenden Generationen über die Häresie des Antisemitismus auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen.

Aber wie nur?, fragt sich sicher der eine oder die andere Pädagogin.

Graphic Novels sind für mich ein Schlüssel, der Generationen, die visueller geprägt sind, einen Zugang zu dem vielschichtigen und schweren Thema des tödlichen und menschenverachtenden Antisemitismus schenken kann. Ein Startpunkt für wichtige Diskussionen, die mit denen geführt werden müssen, die unsere Demokratie stärken sollen – mögen sie Bürgerinnen und Bürger oder Polizistinnen und Polizisten sein.

Ich gebe zu, dass die Welt der Comics sich mir als Kind und Jugendliche nie wirklich erschlossen hat. Einen Zugang fand ich erst als mir eine jüdische Freundin aus New York den Graphic Novel „Belonging“ (dt. „Heimat“) von der deutschen Schriftstellerin Nora Krug schenkte. Ab diesem Moment war ich fasziniert von Inhalt und Kunst, die in tiefgründigen Büchern zusammen kamen.

Dieser Blogeintrag soll euch eine Hilfe in dieser schweren Zeit sein, in der ihr vielleicht in euren Schulklassen, Seminaren, Gesprächskreisen oder Tagungen aus der Sprachlosigkeit herausfindet in ein Thema das so wichtig, wie seit der Katastrophe des Nationalsozialismus kaum sein: eine Bekämpfung des immer noch gravierenden Antisemitismus.

Lesen gegen Hass!

Die einzelnen Graphic Novels wurden von mir aufgrund der geschichtlichen Abfolge in dieser Art und Weise geordnet, da sie in ihren Inhalten aufeinander aufbauen oder korrelieren. Alle Novels gibt es in Deutsch.

„Das Komplott. Die wahre Geschichte der Protokolle der Weisen von Zion“ von Will Eisner

Will Eisner (1917-2005) ist der wohl bekannteste US-amerikanische Comiczeichner, der die Entwicklung des Comic maßgeblich geprägt hat. Auf ihn geht die Form des „Graphic Novel“ zurück. „Das Komplott“ ist seine letzte große Arbeit und nimmt ein Thema ins Visier, das grundlegend für den Antisemitismus des 20. Jahrhunderts bis zur Neuzeit ist: es stellt die Entstehung und Wirkung der sogenannten „Protokolle der Weisen von Zion“ da. Die Schrift wurde zur Grundlage des Hasses im Nationalsozialismus und schmerzlich betrachtet darüber hinaus bis zum heutigen Tage. Trotz eines Verbotes werden die Protokolle in viele Sprachen übersetzt und in alle Welt exportiert, um so zu einer Grundlage für Hass gegen Jüdinnen und Juden zu sein.

Ein Wissen über die Entstehung dieser Schrift sowie einer Warnung über dessen konstatierte „Weltverschwörung“ kann zu einer Aufklärung maßgeblich beitragen.

„Maus. Die Geschichte eines Überlebenden“ von Art Spiegelman

Art Spiegelman (* 1948) erzählt in „Maus“ die Geschichte seiner Eltern, die Holocaust-Überlebende waren und nach der Ermordung seines Bruders und weiter Teile seiner Familie 1951 nach USA ausgewandert waren. Spiegelman zeichnete viele Jahre für The New Yorker. „Maus“ ist und bleibt sein wichtigstes Werk, wobei ihn dieses aufgrund dessen Rezeption und Verbreitung belastend begleitet. Im Februar 2022 war das Buch im US-Bundesstaat Tennessee aus dem Lehrplan der 8. Klasse gestrichen worden.

„Maus“ ist ein Buch voller Hadern und Ringen um eine schwere Familiengeschichte, in der ein Sohn die Wahrheit über den familiären Hintergrund und das Leid seiner Eltern sowie Verwandten im Holocaust erfahren möchte. Die symbolträchtigen Figuren (Mäuse und Katzen) geben eine optische Tiefe, die das Herz berühren und große Betroffenheit hervorrufen.

„Beate & Serge Klarsfeld – die Nazijäger“ von Pascal Bresson und Sylvain Dorange

Berühmt wurde Beate Klarsfeld durch die Ohrfeige des damaligen Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger im Jahr 1968 bei einem CDU-Parteitag. Hiermit beginnt auch dieser Graphic Novel als einem perfekten Einstieg in die Nachkriegsgeschichte und dessen gebrochene Justiz, die die Täter des Nationalsozialismus nur punktuell zur Rechenschaft gezogen hatte.

Im Graphic Novel begleitet der Leser und die Leserin mit der deutschen Beate und dem französischen Juden Serge ein mutiges Paar, das sich aufgrund dessen persönlicher Betroffenheit der Jagd nach Nazis verschrieben hat: Serges Vater wurde Ausschwitz deportiert und dort ermordet. Beate hingegen will Gerechtigkeit für die Tätergeneration des Nationalsozialismus herbeiführen.

Ein Buch voller Emotionen und Menschlichkeit – und vor allem der Botschaft, dass sich Gerechtigkeit mit viel Engagement und Durchhaltevermögen seinen Weg bahnen kann.

„Heimat: ein deutsches Familienalbum“ von Nora Krug

In ihrer Suche nach der eigenen Familiengeschichte, dessen Gebrochenheit und einer eigenen Heimat, holt Nora Krug viele der Enkel- und Urenkelgeneration durch dieses Ansinnen ab.

Nora lebt seit 17 Jahren in New York und tut sich selbst schwer mit ihrer deutschen Herkunft. Ein Gefühl, das viele in dieser Generation ebenso trägt. Durch ihren jüdischen Mann geht sie daher auf die Suche nach der eigenen Familienvergangenheit und der Frage, was Heimat eigentlich für sie bedeutet. Ein wunderbar ehrliches autobiografisches Werk entfaltet sich Seite um Seite vor dem Leser.

Ihre grafische und schriftstellerische Kunst ist beeindruckend und wirft beim Leser Fragen zur eigenen Reflexion auf. Ein Buch, das Menschen in ihrer Frage nach den eigenen Wurzeln, der Suche nach Heimat und der gebrochenen deutschen Geschichte abholt.

„Weisse Wölfe – eine grafische Reportage über den rechten Untergrund“ von David Schraven und Jan Feindt

Die Reportage thematisiert die heiklen Themen eines international verwobenen Naziterrors sowie punktuell auch die gefährlichen „Turner-Tagebücher“, die in Deutschland verboten sind. Sie erzählen die Geschichte einer fiktiven rechten Terrorzelle in den USA und wurden Grundlage eines rechten Terrors, die ihren schmerzhaften und menschenverachtenden Ausdruck im Terror des NSU in Deutschland fanden.

Der Leser und die Leserin begleiten den Journalisten Schraven bei seinen Recherchen in der rechten Szene von Dortmund, seine Treffen mit Informationen und Informanten aus der Antifa und Neonazikreisen. Gleichzeitig wird in einem zweiten Handlungsstrang von der Radikalisierung eines seiner Dortmunder Informanten sowie dessen Verstrickungen in militante Neonazikreise berichtet.

Die Radikalisierung eines Schülers ist der schmerzhafte Dreh- und Angelpunkt dieses Graphic Novels, der sicher viel Diskussions- und Gesprächsstoff über Einflussnahme, Freundesgruppen und Sog in Hassnetzwerke bietet.

„Über Tyrannei – zwanzig Lektionen für den Widerstand“ von Timothy Snyder, illustriert von Nora Krug

Im Jahr 2017 verfasste der US-amerikanische Historiker Timothy Snyder (* 1969) auf dem Hintergrund starker politischer Umwälzungen in den USA eine Schrift, die den politischen Nerv unserer Zeit trifft: die zunehmend bedrohte Demokratie und der unter Umständen notwendige Widerstand zu deren Verteidigung. Dabei geht es darum, dass wir nicht erst handeln, wenn diese bereits sich in Gefahr befindet, sondern bereits bei den ersten Anzeichen.

Wie bei „Heimat“ ist Nora Krug mit ihrer Gestaltung ein künstlerisches Meisterwerk gelungen, das aufgrund seiner Ästhetik und der Zuhilfenahme tiefgründiger Kunst über die Wortebene hinaus wirkt.

Einige von vielen Büchern, die helfen können, zu sensibilisieren und eine pädagogische Waffe gegen Antisemitismus darstellen.

Lest gegen den Hass! Mit euren Schülerinnen und Schülern. Mit euren Kolleginnen und Kollegen. In Familien und Freundeskreisen.

Und kommt durch Unterhaltungen und Diskussionen auf Antisemitismus zu sprechen – einer menschenverachtenden und tödlichen Irrlehre, die Demokratie und Menschenwürde diametral entgegengesetzt ist. Damit sie in den Herzen und Gedanken nicht auf fruchtbaren Boden falle.

My dear Jewish friend 16: delivering a promise bit by bit – combating Antisemitism and racism through education

Tears ran down my cheeks. Hot and angry tears. It felt as if their trail was burning my skin. I remember well, when I had to break the news to you that I would be leaving the U.S. and returning to Germany. Our friendship was one of the most precious gifts I had been gifted with during our time in New York. Under your leadership we fed the hungry through the pantry of your synagogue and stilled the hunger of those, who had been hit hardest during the economic effects of the pandemic. It was on this day, that I promised to you that within my next call I would commit myself to fight Antisemitism and racism. I would infuse this commitment into the German Federal Police through education. Only a few months later, I started teaching young Police Cadets infusing the strong sense of commitment for Human rights, dignity and our German constitution, which was born as a democratic law out of the pain and death of millions.

Two years later, as I listened to the words of Dr. Borys Zabarko, my hand discreetly stroke my cheek down the same path the tears had taken over two years ago reminding me of the promise I had made to you. The auditorium was filled with 250 members of the German Federal Police. As Dr. Zabarko spoke about his experiences during the Holocaust, you could’ve heard a needle, if it would’ve dropped.

Dr. Zabarko had escaped the ghetto of Sharhorod as a child. After the Second World War he studied at the Chernivtsi University, and commenced his PhD at the Institute for History at the National Academy of Sciences of Ukraine in Kiev, where he received a PhD in 1971. He dedicated his whole career to combating Antisemitism and researching on the disaster of the Holocaust. The number of books he has written is impressive and he is at the forefront of research of the Holocaust in the Ukraine, gifting generations with his knowledge and commitment to combat this terrible heresy, which has cost millions of people their lives and has brought suffering over generations.

It was a twist of historical irony that he as a Ukrainian Jew was standing in front of a German audience, speaking about the horrible things which had happened through Nazi-Germany and its executive authorities. Now he had to flee his own country finding refuge where the perpetrators and terrible deadly heresy of Antisemitism had once installed a brutal system of death and catastrophe.

As he talked about the deadly role the police during the Nazi dictatorship had played, I held my breath and tried to swallow away the tears – the same hot tears of grief I had felt back then when I broke the news to you. Dr. Zabarko spoke about the massacre of Babyn Yar as the site of the largest massacre carried out by Nazi Germany’s forces during its campaign against the Soviet Union in World War II. It took place 29–30 September 1941, killing some 33,771 Jews in an industrial manner. He spoke about how the massacre was commenced with a mass ditch, in which line by line the victims fell through the hand of Sonderkommando 4a of Einsatzgruppe C, consisting of SD (Sicherheitsdienst) and SiPo (Sicherheitspolizei) men, the third company of the Special Duties Waffen-SS battalion, and a platoon of the No. 9 police battalion. As you can guess, a large number of these men had been police officers. While I glanced over the large number of listening police members and looked at the dark blue of my own police uniform, it felt as though not only the skin of my cheeks was set on fire. An important fire I hope others in the audience felt as well.

I am utmost blessed that the Leading Police Director understands my vision and calling. We share the same goal as we try to strengthen our democracy, standing up for human rights and combating Antisemitism, racism and any kind of exclusion through education and leading by example. There are so many obstacles in our way as we try to infuse these goals into the educational system of executive authority. Sometimes I am at the brink of giving up and the sacrifice of being ripped away from the comfort of our friendship seems to high of a cost as loneliness sometimes clouds my soul – but the shared goal of education within the German Federal Police and the promise I once made to you keep me going.

And I must admit: this remarkable day with Dr. Zabarko was in my eyes a living expression of the vision we are pursuing. It even found its outward expression as he signed the Golden Book of the City of Bamberg while Holocaust survivors, civil servants, politicians, and police officers were present.

I wish, you could’ve been here and experienced it first hand. I am delivering my promise to you bit by bit – with every new cadet being committed to combat Antisemitism, racism and other forms of hate. May it be a consolation across the miles as we are far apart, but united in heart and mind.

My dear Jewish friend 15: As German Federal Police #WeRemember

I held my breath as the young police cadet started reading the names of places that once have been places of horror and death.

Auschwitz

Buchenwald

Dachau

It was Holocaust Remembrance Day. This year January 27 was a cold, crisp day with old snow and icy edges giving roads and sidewalks a rough appearance. As I made a small remark about the weather, the Rebbetzin, who stood next to me, looked at me and nodded: „I’ve heard that the weather on the day of the liberation of Auschwitz must have been the same.“ A cold shiver ran like a lighting down my spine and made me shiver even more.

(All Pictures: Bundespolizei / Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit / AFZ Bamberg)

Flossenbürg

Groß-Rosen

Hinzert

To commemorate the liberation and commemorate the victims of the Holocaust, we had organised a ceremony at the Training Facility of the Federal Police in Bamberg. As its chaplain it was important to me. Not only am I a German citizen, but a clergy working for the Federal Police. Both, police and churches have been hurtfully complicit during the Nazi regime. My commitment is therefore even more urgent and our friendship has sealed my personal responsibility in ways I can’t describe.

Majdanek

Mauthausen

Mittelbau

Nine classes of police cadets with their teachers plus the leadership had gathered in neatly arranged rows. Over one hundred and fifty people in total filled the large space, which once was called „The Change of Command“ when the facility was an U.S. military base. Rabbi Dr. Yael Deusel, Rabbi Dr. Almekias-Siegel with Rebbetzin, and Mr. Rudolph, the chair of the Synagoge in Bamberg had followed my invitation to the commemoration ceremony. I was thankful that they joined us during this important remembrance to read a prayer. Many of my police cadets never have personally met Jews – and certainly haven’t had the honour to meet Rabbis.

Natzweiler-Struthof

Neuengamme

Riga-Kaiserwald

The grounds on which we stood on January 27 couldn’t have been more ambivalent and made a commemoration even more important. The land was used for military reasons for a long time. First built as the „Lagarde Kaserne“ for the Royal Bavarian Army as an infantry barracks, it was extensively used during World War I and World War II. It is said that almost every branch of the German Army was stationed here. The most elite group was the 35th Armor and the 17th Cavalry Regiments, which was composed of noblemen who were wealthy and had their own riding school. Claus von Stauffenberg was its most prominent member. He was known for an unsuccessful plot to assassinate Adolf Hitler. When both Rabbis presented their prayers I was filled with deep thankfulness. Hitlers evil plans hadn’t worked out – even if he did use this stretch of land decades ago, it is now under the leadership of Leading Police Director Thomas Lehmann used to educate generations of police cadets to uphold democracy and human rights.

Sachsenhausen

Stutthof

Plaszow

As Leading Police Officer Thomas Lehmann lead the Rabbis to the flag masts, we were supported by rows of police cadets and their leadership. While making our way to the masts, it felt as if they were forming a protective back up for those, who were grieving in remembrance. It might have been the same cold day in 1945 and 2023, but what happened back then, will never happen again. I can assure you, that many together with me will give their very best. May the memories of the victims never be forgotten, but for a blessing as we train young police cadets to protect and serve democracy.

My dear Jewish friend 12: hygiene, human dignity and daily reminders

My hand softly touched the thick glass of the exhibition. I swallowed deeply as a huge knot of grief and anger formed in my stomach. No, it couldn’t be … but deep in my heart I knew it had happened. The small safety razor and its blades in the small glass cabinet looked so innocent and ordinary. Nonetheless, it was a silent witness of crimes unimaginable and executed on innocent people. What had started as a trip with my police cadets to the memorial of the concentration camp of Flossenbürg, took an unforeseen personal turn that would from then onwards be a constant reminder in my daily routine.

Just a few weeks ago I had bought a safety razor. One of these „old style“ ones, where you could detach the double-edged blade while the rest would be reused. I wanted to preserve the environment and thought to myself: Why not first start with my daily routines? Small actions that cumulate make a big difference.

On that wintery October day it hit me directly into my face as I saw a double-edged razor with separate blades that almost looked identical to the one laying in my bath room. I couldn’t take my eyes of this device of daily hygiene, which once according to the description belonged an prisoner of the concentration camp Flossenbürg. It was taken away as an action of discrimination. Hygiene was not allowed in these death camps. What is natural to us – a nice shaved beard, neatly cut hair, hygiene of other body parts – was taken away from prisoners as an instrument of oppression and terror.

Hair is such an essential part of our human dignity. A part of our personal expression of self. The Nazi terror went further. It not only took away double-edged razors, which ensured a personal self-administered hygiene, like the one exhibited in Flossenbürg, but brutally stole human dignity by shaving the hair of every person entering with straight razors and replacing names by numbers. Those ensuring this terror were part of the „Schutzstaffel“, which in 1936 was united by Himmler with the police.

As I pointed my young police cadets to the small glass cabinet with the double-edged razor, they were equally astonished to see a hygienically product laying there, which is now very much in fashion. Many had bought one themselves to show that they would try to preserve the environment. Now it is an unforeseen reminder in their and my daily private routine. Every young police cadet, who is impacted by an encounter with the evil, murderous regime that took millions of innocent lives, is one ally more and a sign of hope in our broken world.

My dear Jewish friend 11: Forms of Identification and Responsibility

Preparing for an upcoming lesson I had dug out my seasoned passport. My thumb ran over the rounded edges and the large white registering sticker of my visa that was placed over the federal eagle and had almost been rubbed off. The many travels I had made with this faithful companion had given this important document a soft appearance.

For the upcoming week I was asked to be part of a role play to help my police cadets prepare for a standard situation: I would play a passenger, who needs to identify herself to the authorities while traveling. „Pretty straight forward“, I quietly said to myself. I love being part of these vital practises as they help our young trainees to grow into their new, responsible role as representatives of the German government. But this practise would have a different, very deep meaning as it the responsibility growing from its day to day practise at German airports, train stations and borders was rooted in the darkness of the German past.

How many times had I taken for granted that I would not be in danger when handing my passport to an immigration officer? I can’t recall how often I had presented it while travelling from the United States to Germany and back. My German passport comes along with a lot of privileges citizens of other countries do not have. According to the Henley Passport Index it is listed on 3rd place worldwide for visa-free travel. Whenever I was holding this small, but powerful form of identification in my hand, I always felt secure when handing it over.

But there have been times in Germany, when certain forms of identification haven’t been a protection, but an endangerment for those holding them. Inge Auerbacher, who is a Holocaust survivor and whom I was honoured to meet in New York, knows through hurtful experience. Just a few weeks ago I stood with in front of an exhibition about „Kennkarten“ at the Jüdisches Museum Berlin as tears rolled down my cheeks. It was exactly on the day when Inge had left Germany. This day was marked by authorities in red letters across her German identification card, which was back then called „Kennkarte“.

(Picture right : by the courtesy of Inge Auerbacher)

The „Kennkarte“ was the basic identity document, which was used during the Third Reich. The murderous regime quickly used this form of identification as a weapon of control and fear. Unfortunately, Germany back then had been very efficient in the layout of bureaucracy. Letters on the outside of the „Kennkarte“ were introduced to mark each ethnicity – J for Jews, U for Ukrainians, R for Russians, W for Belarusians, K for Georgians, G for Goralenvolk, Z for Roma and Sinti.

I can’t possibly imagine what kind of fear it must have evoked as a person with such a letter had to produce their ID to an officer. After seeing Inge´s Kennkarte I will never ever take such freedom for granted. Encountering her story, took my teaching at the Federal Police to a deeper level. As long as I am allowed to, I will talk with my cadets about their responsibility to be guards of democracy and human worth. Back then, the police force was a terrible accomplice of the murderous Nazi regime enabling fear and becoming an instrument of its terror. Today, as long as I am permitted to teach, I will tell the stories of hurt, loss and disaster to help the young police officers to remember this terrible time in Germany and become a vital part of resistance against any form of exclusion, dictatorship and executive terror.

I sighed deeply as I slid my passport into my bag. What a privilege and responsibility. Maybe this is one of the reasons I was called back to Germany: that we remember these horrible times and stay committed to democracy and justice so people feel safe as they enter and life Germany.

My dear Jewish friend 8: Remembering and committing as Police

I carefully placed the large candles on both sides of the table, then arranged the white framed picture, book and the program in the center. As the candles burned I waited in the quietness of the morning for my colleagues for the briefing and the following holocaust remembrance. For me it was a tripple commitment as a German citizen, Christian pastor, and now working for the Federal Police since almost a year. The epaulet with a golden cross on my shoulder visiualized my double responsibility for the church and the Federal Police.

When I broke the news to you over a year ago that I would be leaving New York to be called to the Federal Police we shed tears. We instantly knew that something special would very soon be no longer part of our routine: the strolls in our neighbourhood chatting about our lives, working together in your food pantry for the poor, and sharing joy, laughter, and tears.

Even though I still can’t get used to be so far away – to be exact 3.923 miles – this January morning gave me the feeling that our pain of distance at least makes some sense as I remembered with other leading police officers the crimes of the Holocaust. When the Police director spoke of the responsibility remembering and committing to never forget what had happened to your people and so many others during the Nazi horrors, my heartbeat increased. I was proud to hear that the German Police, which was complicit like many other institutions including my Bavarian Lutheran Church, commits to securing human rights and the German constitution.

This commitment is central as I teach young police trainees in ethical decision making. But let me try to briefly recall what happened back then with policing making the Police force a significant element of the muderous Nazi-regime. (For further information follow the link to the German article about Policing during the Third Reich)

The rise of the Hitler movement began against the background of economic and
political crisis of the Weimar Republic. The brutal regime took advantage of the difficult situation of million Germans. Hitler and others in power legally created system of injustice that was aimed at installing a National Socialist-oriented community, which was „liberated“ from any „un-German spirit“.

Essential feature was the so-called „Verreichlichung“, in which the Police force was centralised by the Nazi rulers and became its outward appearance through the „Reichssicherheitshauptamtes“ (Reich Security Main Office) in 1939. From spring 1933 until the end of the war in 1945 the police apparatus received extensive new possibilities to intervene and monitor. In addition, the boundary between „law enforcement“ and „security police“ become blurred in favour of the SS, which ultimately held all powers. To make things worse, the population supported the daily terror of the Secret State Police by
willingly denunciating their fellow citizens.

Police battalions and task forces not only took part in the organisation of the Holocaust in the Germany and occupied areas, but were involved in mass shootings in East Europe and therefore directly took part in the Nazi genocide.

After celebrating six very meaningful Holocaust Remembrance Days in New York, it was this day that added an important mew layer to my commitment as a German citizen, and a pastor working in and for the German Federal Police. May we learn from the disaster of the Holocaust to never make it happen again to anyone, no matter what religion, nationality, or skin color the person might have.

My dear Jewish friend 6: Shalom and Shared Roots of Faith

When entering our apartment, my hand softly touched the Hebrew letters of שלום. Shalom. Peace. Frieden. I sighed deeply as the well-known words of the Shema Israel came over my lips. Protected by a beautiful bright blue outside the small parchment scroll of the Mezuzah contained important parts of the Holy Scriptures (1) and was a precious memory of seven years in New York.

Hear, O Israel: The LORD is our God, the LORD alone. You shall love the LORD your God with all your heart, and with all your soul, and with all your might.

Deut 6,4-5

Shalom. Peace. Frieden.

Our world is struggling heavily to find peace. Despite a raging pandemic, a large portion of our world is still engulfed in different conflicts and wars. (2) What a terrible fact as Christianity is celebrating Christmastide and all nations are heading for the New Year!

Year after year I am hoping for peace to come. Even though you and I live in peaceful nations, many are not as fortunate. My own nation has not lived up to the basic religious principal engrained into Judaism and Christianity. During the Nazi dictatorship most Germans were official members of the Roman Catholic or Protestant Churches, but didn’t live up to the concept of shalom. Instead, they were eagerly part of a murderous, diabolical system. Large numbers did not simply forget the connections between Judaism and Christianity, but some very actively tried to destroy every trace of shared values.

When on a very cold night of November 9 the local Rabbi Dr. Salomon Almekias-Siegl came to our Christian home, it felt as if a tide of personal family history was turning in healing ways. It could have not been a more touching date for installing our Mezuzah at the apartment door of our German Christian family. On what is today known as „Kristallnacht“ (3), from November 9 to 10, 1938 when synagogues and Jewish property were burned and destroyed on a large scale, and hundreds Jews were killed or driven to commit suicide, it was this gesture of שלום that deeply moved us.

After checking that the small scroll was kosher, the Rabbi spoke the blessing hanging the mezuzah slanted on the right side of the door, facing inwards towards our apartment. My thoughts went to the biblical story of the Rabbi Jesus discussing religious matters with scribes where he referred to the Shema Israel and the commandment to love neighbour and self as the highest commandments of faith (Marc 12:28-31). If only the perpetrators of the Nazi dictatorship large and small would have lived up to this commandment instead of killing millions of Jews!

Now, day after day, as I pass through our door, the bright blue Mezuzah and its silver letters remind me that the way to שלום is adhering to these fundamental commandments, which bind Judaism and Christianity together. I am so thankful for this reminder, which was installed on one a night that reminds us of one of the darkest night in German history.

Shalom. Peace. Frieden.

With every new day rising and every passing through our doorway my hope grows that God´s kingdom will grow in our broken world by love we show God and our neighbour.


(1) Deuteronomy 6:4-9 and 11:13-21.

(2) Statista:

(3) The Night of Broken Glass