Ich betrat den Aufzug und drückte auf den Schließknopf, da ich allein war. Doch anstatt, dass sich die Türen schlossen, gingen sie immer wieder auf. Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Nachdem sich das Spiel drei Mal wiederholt hatten, erlaubte ich mir den Scherz und drückte auf den Türöffnungsknopf. Und tatsächlich: Wie von magischer Hand schlossen sich die Türen und der Aufzug machte sich beende auf den Weg in das nächste Stockwerk. Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf und erinnerte mich an einen meiner liebsten biblischen Verse aus dem ersten Samuelbuch. Dieser Aufzug schien es mit biblischen Lehren in sich zu haben!
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.
1. Sam 16, 7b
Wie oft lassen wir uns vom Äußeren, der Kleidung, dem Auftreten einer Person beeinflussen und fällen unser Urteil über den Wert dieser Person? Die biblische Geschichte der Salbung des Davids macht dabei sehr nachdenklich. Sie lehrt uns anhand des berühmten, erfahrenen Propheten Samuel, dass sich Menschen schnell von Äußerem leiten und vielleicht sogar täuschen lassen. Gott hatte Samuel zu Isai gesandt, damit er unter dessen Söhnen den neuen König auswählen würde. Sieben Söhne gingen an ihm vorüber und bei jedem dachte Samuel, dass dies der neue König Israels sei. Ausgewählt hatte Gott aber den Jüngsten unter ihnen, der all das Aufsehen rund um die Suche eines neuen Königs verpasste und stattdessen auf dem Feld die Schafe für die Familie hütete. Ihn sollte Samuel schließlich zum König salben. (1)
Nicht selten kamen über die Jahre Konfirmandinnen und Konfirmanden, Schülerinnen und Schüler zu mir mit ihrer Verzweiflung, dass sie aufgrund ihres Alters, aber oftmals auch aufgrund ihrer fehlenden Markenkleidung als weniger wert angesehen würden. Die Salbungsgeschichte Davids kann dann eine Hoffnungsgeschichte bei einer solch schwierigen Erfahrung sein. Welch ein Segen, dass Gott tiefer blickt und sich nicht von Äußerem blenden lässt. Er sieht wie es wirklich um uns und unser Herz steht.
Ob die Aufzugsfirma beim Einbau wusste, dass einmal eine Theologin diesen Aufzug benutzen und regelmäßig zum Schmunzeln gebracht werden würde? Seit dieser biblischen Lehre im Aufzug erinnert mich jede Fahrt, an der ich die verwechselten Knöpfe drücke daran, dass wir Menschen sehen, was vor Augen ist, aber Gott tiefer sieht bis in unser Herz und wie es um uns wirklich steht.
(1)
Und der HERR sprach zu Samuel: Wie lange trägst du Leid um Saul, den ich verworfen habe, dass er nicht mehr König sei über Israel? Fülle dein Horn mit Öl und geh hin: Ich will dich senden zu dem Bethlehemiter Isai; denn unter seinen Söhnen hab ich mir einen zum König ersehen. Samuel aber sprach: Wie kann ich hingehen? Saul wird’s erfahren und mich töten. Der HERR sprach: Nimm eine junge Kuh mit dir und sprich: Ich bin gekommen, dem HERRN zu opfern. Und du sollst Isai zum Opfer laden. Da will ich dich wissen lassen, was du tun sollst, dass du mir den salbst, den ich dir nennen werde.
Samuel tat, wie ihm der HERR gesagt hatte, und kam nach Bethlehem. Da entsetzten sich die Ältesten der Stadt und gingen ihm entgegen und sprachen: Bedeutet dein Kommen Friede? Er sprach: Ja, Friede! Ich bin gekommen, dem HERRN zu opfern; heiligt euch und kommt mit mir zum Opfer. Und er heiligte den Isai und seine Söhne und lud sie zum Opfer.
Als sie nun kamen, sah er den Eliab an und dachte: Fürwahr, da steht vor dem HERRN sein Gesalbter. Aber der HERR sprach zu Samuel: Sieh nicht an sein Aussehen und seinen hohen Wuchs; ich habe ihn verworfen. Denn es ist nicht so, wie ein Mensch es sieht: Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an. Da rief Isai den Abinadab und ließ ihn an Samuel vorübergehen. Und er sprach: Auch diesen hat der HERR nicht erwählt. Da ließ Isai vorübergehen Schamma. Er aber sprach: Auch diesen hat der HERR nicht erwählt. So ließ Isai seine sieben Söhne an Samuel vorübergehen; aber Samuel sprach zu Isai: Der HERR hat keinen von ihnen erwählt.
Und Samuel sprach zu Isai: Sind das die Knaben alle? Er aber sprach: Es ist noch übrig der jüngste; und siehe, er hütet die Schafe. Da sprach Samuel zu Isai: Sende hin und lass ihn holen; denn wir werden uns nicht niedersetzen, bis er hierhergekommen ist. Da sandte er hin und ließ ihn holen. Und er war bräunlich, mit schönen Augen und von guter Gestalt. Und der HERR sprach: Auf, salbe ihn, denn der ist’s. Da nahm Samuel sein Ölhorn und salbte ihn mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des HERRN geriet über David von dem Tag an und weiterhin. Samuel aber machte sich auf und ging nach Rama.
- Sam 16,1-13
Das stimmt! Ich wuerde lieber auf die Treppen!
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Ja wozu einen die Aufzüge bringen.
Ein schöner Text. Und der Vers wird von Konfis gerne genommen.
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Hallo Miriam
Irgendwie klingt das nach: Vertraue niemals am ersten Eindruck?
Aber es sind ja nicht alle Aufzüge so.
Und wenn alle so sind, dann stimmt etwas mit einem selbst nicht 😉
Einen lieben Gruß
Pneuma
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