Wehmütig betrachtete ich unsere Krippe. Wie in unserer Familie üblich, würde die Weihnachtsdekoration am Nachmittag des Epiphaniasfestes wieder für viele Monate in Boxen verstaut und dort auf das nächste Geburtsfest Jesu Christi warten. Ich seufzte und löschte das Licht des kleinen Herrnhuter Sterns, der neben einem prächtigen Engel den Hirten geschienen und ihre Arbeit in der sonst finsteren Umgebung erhellt hatte.
Was blieb damals als das Lied der Engel verstummt und der Stern der Weihnacht erloschen war? Mein Blick schweifte weiter über die noch hell erleuchtete Krippe und blieb am kleinen, neugeborenen Kind hängen. Als Mutter von vier Kindern wusste ich sehr genau, dass mit der Geburt die Arbeit noch nicht vorbei war. Im Gegenteil: Sie begann dann erst recht mit der Sorge um ein Kind, das Gott uns anvertraut hatte.
Der US-amerikanische afro-amerikanische Theologe Howard Thurman fasste die Arbeit, die uns mit dem Christfest als Gläubige aufgetragen worden war, in seinem Gedicht „The Work of Christmas“ in sehr treffliche Worte:
When the song of the angels is stilled,
Howard Thurman, The Mood of Christmas & Other Celebrations, p. 28.
when the star in the sky is gone,
when the kings and princes are home,
when the shepherds are back with their flocks,
the work of Christmas begins:
to find the lost,
to heal the broken,
to feed the hungry,
to release the prisoner,
to rebuild the nations,
to bring peace among the people,
to make music in the heart.
Als Christinnen und Christen beginnt für uns mit dem Abklingen des Weihnachtsfestes die Arbeit für die uns Gott vorgesehen hat – nämlich sein Friedensreich in dieser Welt immer ein Stückchen mehr Realität werden zu lassen durch unsere Handlungen, Worte, große und kleine Gesten. Nach einer festlichen Zeit können wir nun gestärkt und ermutigt ans Werk gehen.
Packen wir es an! Es gibt viel zu tun!
… und doch dürfen wir die Krippe gern bis Lichtmeß stehen lassen. Oder bis zum Verklärungsfest, das ja jetzt immer Anfang Februar sein soll. Auch da gilt ja: nicht Hütten bauen, sondern wieder herabsteigen zur wartenden Menge, um Evangelium zu arbeiten.
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Das Ende der Festtage errinert mich an dem Auden-Gedicht…..https://cruxnow.com/faith/2015/12/a-powerful-poem-on-the-meaning-of-christmas
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