Gedanken am Rand von Kirche 3: Nachwuchsgewinnung kreativ

Der kleine Spielzeugaltar glitzerte mir entgegen. Voller Erstaunen entfaltete sich hinter einer Sicherheitsverglasung vor meinen Augen eine Spielzeugpräsentation der völlig ungeahnten Art: ein kleiner „Übungsalatar“ nebst wichtiger Ausstattung für den Dienst eines römisch-katholischen Geistlichen war der Mittelpunkt dieser überraschenden Ausstellungsvitrine.

Wer hätte gedacht, dass eine Pfarrerin während eines Familienausfluges zum Nürnberger Spielzeugmuseum derartig überrascht worden wäre? Ich musste schmunzeln und verlor mich in der Betrachtung der vor mir befindlichen Spielzeugnachbildungen religiöser Gegenstände: Ob römisch-katholisches Messbuch, Ziborium, Monstranz, Altarglocken, Weihrauchfass, Kreuz oder Altarkerzen- es war alles für das Herz eines zukünftigen Priesters der römisch-katholischen Kirche gesorgt.

Im 19. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre gab es in zahlreichen römisch-katholischen Gemeinden dieses besondere Spielzeug, das Jungen zugänglich gemacht wurde. Hierdurch wollte man bei ihnen das Interesse für den Beruf des Priesters wecken.

Eines muss man der römisch-katholischen Kirche jenseits ihres liturgischen Reichtums lassen: diese Art der Nachwuchsgewinnung war nicht nur kreativ, sondern durchaus pädagogisch interessant, da sie die infrage kommende Zielgruppe früh mit dem Beruf in Kontakt brachten. Analog zu Feuerwehr-, Polizei-, und Rettungskräften, die als Spielzeugautos und zumeist Plastikgebäuden in vielen Kinderzimmern seit einigen Jahrzehnten einen festen Platz haben.

Vielleicht sollte die evangelische Kirche die Idee zur Nachwuchsgewinnung aufnehmen? Bei Playmobil gab es ja bereits eine Hochzeitskirche und Martin Luther. (1) Wie wäre es also mit einer Playmobil-Pfarrerin und -Pfarrer nebst Abendmahlsausstattung, Albe und Stolen in liturgischen Farben? Die könnten wir bei einer Säuglings- und Kindertaufe an die neuen Mitglieder verschenken. Und wer weiß? Vielleicht wird dadurch die erste Grundlage zum Beruf eines Pfarrers oder Pfarrerin gelegt, der Jahrzehnte später Wirklichkeit wird? … Nun ja, träumen darf man zumindest. Ich jedenfalls bin davon überzeugt, dass Playmobil durchaus eine interessierte Käuferschaft für ein solches Spielzeug-Ensemble hätte – und sei es in den USA.


(1) In meiner Zeit als EKD-Auslandspfarrerin habe ich zusammen mit anderen Kollegen einen Export zum Originalpreis organisiert und hunderte dieser kleinen Figuren zu glücklichen Pfarrerinnen und Pfarrern der ELCA und höchstwahrscheinlich deren Nachwuchs versandt.

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