Voller Begeisterung schlug ich das kleine gelbe Reclams-Buch im voll besetzten Regionalexpress auf und tauchte nach einem durchaus nachdenklich stimmenden Arbeitstag in die wohltuende Welt von Charlie Brown ein.
Charlie Brown, Snoopy und Co. haben es mir wirklich angetan. Schon früh habe ich die Freunde gerne bei ihren immer wiederkehrenden Abenteuern mit ähnlichem Ausgang begleitet. Dabei ist Charlie Brown kein Gewinnertyp. Er steht nicht auf einem Siegertreppchen und wird von Medaillen übersät. Vielmehr coacht er ausdauernd, aber erfolglos eine Baseballmannschaft, der einfach kein Sieg zuteil wird.
Charlie Browns Ausdauer und seine Leidensfähigkeit üben auf mich eine besondere Faszination aus. Er nimmtNiederlagen fast stoisch hin und lässt trotz allem nicht ab, um die stets um die Zuneigung von Lucy zu werben.
An diesem Spätnachmittag im Regionalexpress erfreute ich mich dieses behutsamen Eintauchens in eine altbekannte Welt und blieb erstaunt an einem Comic gedanklich hängen, in dem er sich mit Linus an ihrem Mauervorsprung befindet:

Charlie Brown offenbart nicht nur, dass er wieder einen Schicksalsschlag erlebt hat, sondern findet in Linus einen emphatischen Freund. Beide teilen diese Erfahrung, aber wie fast immer hat Linus eine sehr pragmatische Lösung parat: Die Idee Schutzhelme zu tragen.
Mein Theologinnenherz schlug beim mehrmaligen Lesen des kurzen Comics sofort höher, denn ich fühlte mich von diesen beiden Comic-Helden meiner Kindheit und Jugend verstanden. Das Leben ist voller Niederlagen, Tiefpunkten und schweren Herausforderungen. Der Hinweis auf einen Schutzhelm erinnerte mich umgehend an einen besonderen Ratschlag des Apostel Paulus:
Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen, und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.
Epheser 6,16-17
Christen und Christinnen haben neben anderen erwähnten Bestandteilen einer Waffenrüstung einen besonderen Schutzhelm – nämlich den „Helm des Heils“, den sie tragen. Der Helm schützt sie in schweren Lebenslagen mit der Gewissheit, dass durch Jesus eine Perspektive bis in die Ewigkeit geschaffen ist.
Charles Schulz hätte man dies nicht erklären müssen, denn er war in einer lutherischen Gemeinde im mittleren Westen der USA aufgewachsen, dann zum Methodismus konvertiert. Gott und Glaube waren für Schulz nicht einfach nur „Nebengedanken“, vielmehr atmen seine Comics den Versuch, die Welt durch die Augen des Glaubens zu ergründen. Dabei spielen für ihn die Themen von Leid (wie fehlender Sieg seiner Baseballmannschaft oder andauernder Verlust seines Drachens im Baum) und Barmherzigkeit (schwierige Beziehung zu Lucy) eine wichtige Rolle.
Mit einem Seufzer schloss ich das kleine Reclams-Buch während mein Blick den herannahenden Bahnhof und damit meinen Ausstieg fixierte. Ob Schulz bei besagtem Comic an den Ausschnitt aus dem Epheserbrief beim Zeichnen dachte und ihn anklingen ließ, werde ich wohl nie erfahren. Aber Charlie Brown und seine Gang werden mir immer wieder Anregung und Trost schenken.
Comicbücher sind nicht nur für Kinder! Toller Blogeintrag!
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Danke, Miriam, für Deine Peanuts Entdeckung und für den Schutzhelm, den Helm des Heils. Ich wusste bisher von dem Schöpfer dieser genialen Comicreihe gar nichts. Liebe Grüße von Wolfgang
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