Von Jahreswechsel und Segenswünschen

Das Jahr 2022 geht zu Ende. Wie sicherlich Millionen andere Menschen, gönne ich mir die Zeit zur Rückschau. Das fast vergangene Jahr zu würdigen ist für mich wie ein kleiner Abschluss dessen was war, und macht mich bereit für das Neue, das vielleicht kommen wird.

2022 war ein sehr durchwachsenes Jahr. Das erlebte Spektrum der zwölf Monate des fast vergangenen Jahres hat mich kaum zu Atem kommen lassen.

Faszinierende Höhen erleben und dunkle Tiefen meistern,

wunderbare Erfahrungen machen und tiefe Verletzungen überdauern,

neue Freunde gewinnen und liebe Menschen verlieren,

Glücksmomente auskosten und schmerzhafte Enttäuschungen verarbeiten,

nie geahnte Leistungen vollbringen und gesundheitliche Herausforderungen schultern,

geschenkte Liebe dankbar entgegennehmen und erlebten Haß stehen lassen…

All diese Geschenke und Herausforderungen des fast vergangenen Jahres seien in Gottes gute Hände zurück gelegt. Möge er alles zum Segen werden lassen.

Gebet am Altjahresabend
Pfarrerin Miriam Groß

Was wird 23 bringen? Über die Bedeutung der Zahl haben sich viele den Kopf zerbrochen.

23 ist ungerade und eine Primzahl.

Der Biorhythmus nach Swoboda/Fließ wiederholt sich alle 23 Tage.

Ein einfacher menschlicher Chromosomensatz besteht aus 23 Chromosomen.

Den Spekulationen möchte ich in meinem Blog keinen Raum einräumen. Doch tröstlich fündig bezüglich der neuen Jahreszahl wurde ich in der Bibel: Psalm 23 ist ein wunderschöner Glaubenstext, der von großem Vertrauen in Gott spricht. Die Worte haben viele Generationen getragen. Für mich steht dieses kommende Jahr unter dem Motto dieses Psalms. Aus eigener Erfahrung schätze ich die tiefe Weisheit der Worte, die in meinem Leben schon oft eine große Relevanz hatten.

Zum Jahreswechsel möchte ich euch angelehnt an Psalm 23 einen kleinen Segenswunsch weitergeben.

Ich danke euch, allen Leserinnen und Lesern meines kleinen Blogs, dass ihr meinen Worten und Gedanken Raum und Zeit geschenkt habt. Möge Gottes Segen euch in 2023 begleiten!

Eure Miriam Groß

Der HERR ist mein Hirte, Möge der HERR in diesem Jahr mit dir sein,

mir wird nichts mangeln. damit du nicht darben musst.

Er weidet mich auf einer grünen Aue Möge er für dich sorgen

und führet mich zum frischen Wasser. und dir alles Notwendige zukommen lassen.

Er erquicket meine Seele. Möge er deine Seele nähren.

Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Möge er dich auf rechtem Weg führen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, Und solltest du durch dunkle Zeiten gehen.

fürchte ich kein Unglück; wünsche ich dir, dass du furchtlos bist;

denn du bist bei mir, denn Gott wird mit dir sein,

dein Stecken und Stab trösten mich. denn er wird dich leiten und bewahren.

Du bereitest vor mir einen Tisch Er möge für dich sorgen –

im Angesicht meiner Feinde. gerade dann, wenn Menschen es schlecht mit dir meinen.

Du salbest mein Haupt mit Öl Möge dir Gutes entgegenkommen

und schenkest mir voll ein. und mögest du ab und an Überfluss an Schönem erleben.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, Dein ganzes Leben sollst du wissen, dass du gesegnet bist,

und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. damit du dich traust, im Glauben Wurzeln zu schlagen.

Pfarrerin Miriam Groß

Anbei ein kleines Grußvideo mit Segenswunsch zum neuen Jahr:

Jahresabschluss, steinerne Rinnen und weise Worte aus Übersee

Das klare Wasser gurgelte eine sanfte Melodie, die vom magischen Rhythmus der Natur angetrieben ein niemals endendes Lied der Schöpferkraft Gottes vor sich hin sang. Gebannt hatte ich mich vorsichtig über das steinerne Naturwunder gebeugt und beobachtete Faszination den Lauf des frischen Wassers, dessen Weg von einer moosbewachsenen Rinne geführt sanft den Berg hinabführte.

Es tat gut, an diesem letzten Tag des Jahres 2021 einen Familienausflug an diesen besonderen Ort zu machen. Ein turbulentes, von vielen Veränderungen, Erschütterungen und kulturellen Wechseln geprägtes Jahr lag nun fast hinter uns. Ich seufzte still und atmete die klare Waldluft ein während das sanfte Gurgeln des Wassers mein Herz, das durchaus aufgrund der Veränderung in große Unruhe im letzten Jahr geraten war, mit wohltuender im Moment liegender Stille erfüllte.

Über einen angenehmen, leichten Wanderweg erreichten wir innerhalb von ca. 20 min die steinerne Rinne bei Roschlaub, Gemeinde Scheßlitz. Schon lange hatte ich mir gewünscht, dieses Naturschauspiel zu besuchen. Durch die Ausfällung von Kalziumkarbonat entsteht das quellnahe Hochbett eines Baches in Karstlandschaften. Die steinerne Rinne bei Roschlaub wächst im Jahr 2-3 mm. Wie wunderbar, dass ein solches Naturwunder nun weniger als eine halbe Stunde Autofahrt von uns entfernt war.

Gebannt sah ich zu, wie Blätter und kleine Äste wie von Geisterhand bis zum Fuß der Rinne transportiert wurden und dort als Untergrund für das quellnahe Hochbett dienten. Ein wenig erinnerte mich dieser Naturvorgang an die Worte des Theologen Howard Thurman (1899-1981), der als Nachfahre afro-amerikanischer Sklaven in den damals von Rassentrennung dominierten Südstaaten Amerikas aufgewachsen war. Er wusste aufgrund der der Geschichte seiner Familie und seiner eigenen Lebensgeschichte in einer von Rassentrennung geprägten USA, wie schwer das Leben spielen und Erfahrungen eine Person prägen konnte. Was ihn aber auszeichnete und sehr dem Mechanismus der Rinne ähnelte, war der Umgang mit schweren Erfahrungen:

We can use our memory of the past with creative discrimination. We can lift out of the past those things what will give us reinforcement as we face the future, that will give us courage, that will lift the ceiling of our hopes as we look toward the tomorrow. Because of what we have learned form this aspect of our past, we are reinforced for the future. We can thereby let the past become something more than history: something that tutors us as we move into the new year. Now that we know this, we may heal ourselves in the light of this judgement. The past is history but the past is alive, because the past is in us.

Howard Thurman, The Mood of Christmas & other celebrations, p. 181.

Wie die steinerne Rinne Blätter, kleine Äste und Kalziumkarbonat für ihr Wachstum nutzt, anstatt an ihnen zugrunde zu gehen, so können wir die Erfahrungen unseres Lebens nutzen. Es ist unsere Entscheidung, ob wir, wie Thurman schreibt, durch die schweren Geschehnisse unserer Vergangenheit uns dem Pessimismus zuwenden oder der schweren Vergangenheit mit einem kreativen Urteilsvermögen entgegentreten. Ein Urteilsvermögen, das aus dem Geschehen für die Zukunft lernt und dadurch Zukunft ermöglicht.

Ein wenig wie die steinerne Rinne, die ihre Herausforderung von Naturmaterial, Moos, Kalk und Wasser für das eigene Wachstum nutzt.

Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche euch die Zuversicht und den Mut Howard Thurmans. Mögen die Erfahrungen des Jahres 2021 und die weiterer Jahre euch zum Segen werden, damit ihr einer hoffnungsvollen Zukunft gestärkt durch eure Erfahrungen in 2022 und darüber hinaus entgegen wachsen könnt.