Drei wichtige konfessionelle Stationen breiteten sich auf meinem Schreibtisch aus. Vorsichtig strich ich über das handgefertigte lutherische Leinenbeffchen, die mit bunten Stickereien geschmückte Stola aus dem reformierten Schottland und den samtweichen Doktorhut des methodistischen Wesley Theological Seminary aus Washington, D.C.

Hier war vereint, was vielfach über Jahrhunderte unversöhnlich in Europa nebeneinander existierte, und in meiner Biografie zur einer Einheit zusammengewachsen war: Lutherische, reformierte und methodistische Theologie.
Frisch in der Lutherischen Kirche in Bayern ordiniert hatte ich mich auf der Grundlage der Leuenberger Konkordie, die 1973 im Schweizer Tagungshaus Leuenberg in Hölstein bei Basel zwischen den verschiedenen Konfessionen geschlossen wurde, auf den Weg in das reformierte Schottland gemacht, um dort als Pfarrerin in Orkney zu arbeiten. Da aber eine Presbyterin fürchtete, eine „katholische“ Geistliche aus Bayern könne im streng reformierten Schottland eingeschleust werden, durchlief ich neben der Pfarramtsführung ein verkürztes Vikariat nebst Examen. Was zunächst ärgerlich erschien, wurde mir zum Segen, der mir wertvolle Einblicke in eine Geschwisterkirche und deren Theologie gewährte. Bei meiner Installation in Schottland vereinte ich in meiner Person sowohl lutherische als auch reformierte Glaubensgrundlagen. Für mich eine wunderbare Bereicherung, die meine Theologie auf einen breiteren gedanklichen und spirituellen Horizont stellte.
Jahre später während meines Auslandspfarramtes in New York, USA, wurde mein Horizont noch weiter als ich am methodistischen Wesley Theological Seminary neben einer Vollzeitstelle als EKD-Auslandspfarrerin in Public Theology promovierte. Voller Faszination lernte ich die methodistische Kirche und ihr wichtiges Engagement um soziale Gerechtigkeit kennen, die in der Theologie John Wesleys begründet ist. Mit der Annahme meiner Dissertation im April 2020 vereinten sich ab diesem Zeitpunkt drei Konfessionen in meiner Biografie und meiner Tätigkeit als Pfarrerin.



Meine Freude war daher groß, als ich von dem wichtigen Schritt der drei Kirchen erfuhr, die einen leichteren Übertritt zwischen evangelischen Kirchen in Bayern ermöglicht. Wichtige Schritte zu einer Einheit, die so nötig ist und von der ich weiterhin träume und nicht ablassen werde, mich dafür zu engagieren. Möge, was sich in meiner Biografie vereinen lässt, auch an anderen Stellen heilsam und den Glauben stärkend zusammenwachsen.
Man kann seiner eigenen Tradition true bleiben, udn gleichzeitig was Gutes in anderen finden.
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Unbedingt!
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