Mit hängendem Kopf stand ich mit einer Kollegin vor meinem Fahrrad und hantierte mit einer Schere an einer dunkelblauen Plakette, die mit einem Kabelbinder am Lenkrad festgemacht worden war. Der Kabelbinder wehrte sich gegen mein Bemühen gewaltig, aber nach einigem Hin und Her sowie einigen leichten Kratzern an der dunkelgrauen Lenkstange konnte ich die Verbindung endlich durchschneiden. Ich seufzte und atmete tief ein und aus.

Vor einigen Monaten staunte ich nicht schlecht als ich die Plakette für mein Fahrrad aus meinem Postfach nahm. Für die dienstliche Verwendung meines Fahrrades war mir die Nummer 0013 zugewiesen worden.
Damals ging mir etwas scherzhaft der von Daniel Craig alias James Bond bekannte Satz durch den Kopf, den er nach längerer Abwesenheit gegenüber M aussprach: „007 meldet sich zum Dienst.“ (Hier der Videoausschnitt – in Minute 2:16) Adaptiert hätte es beim Anbringen der Plakette heißen müssen: „0013 meldet sich zum Dienst.“ … Doch weder war meine Personalnummer 007, noch war ich Geheimagentin. Die Lizenz zum Töten, die die Doppelnull symbolisierte, hatte ich selbstverständlich auch nicht – bis dato habe ich keine Schusswaffe in Händen gehalten. Aber dennoch war ich amüsiert über diesen numerischen Anklang an die berühmten britischen Agententhriller, die ich durchaus schätze. Die Zahl 13 fügte in ihrer Ambivalenz noch ihr Eigenes hinzu, denn sie kann als Glücks- oder Unglückszahl gedeutet werden.
In vielen Kulturkreisen trägt die Dreizehn eine negative, manchmal sogar unheilvolle Bedeutung. So wird in manchen römisch-katholischen Traditionen Judas Iscariot, der Jesus verraten hatte, als 13. Jünger bezeichnet. Die Zahl scheint vor allem durch einen subjektiv-assoziierten Aberglauben zu einigen interessanten Ausprägungen im Alltag zu führen: so gibt es Gebäude, die kein 13. Stockwerk haben, einige Passagierflugzeuge verfügen nicht über die 13. Sitzreihe und im Sozialgesetzbuch (SGB) wird auf die Benennung des 13. Buches verzichtet.
Im Gegensatz dazu schreibt so mancher der Dreizehn eine positive Konnotation zu: Ich kenne eine Reihe von Personen, die sie als persönliche Glückszahl sehen. Einige Prominente, wie Taylor Swift, sehen sie als Glücksbringer. Im Judentum findet am 13. Geburtstag mit der Bar Mitzwa bzw. Bat Mitzwa der Übergang zum Erwachsenwerden für Jugendliche statt und stellt ein positives Ereignis dar, das mit dieser Zahl verbunden ist.
Ob man mit der 13 Gutes oder Schlechtes in Verbindung bringen würde, war mir gelinde geschrieben, völlig egal. Darüber hinaus war die Plakette neben meiner „Segensklingel“ angebracht, die mich an den Segen erinnerte, den eine Freundin für meinen Fahrradgebrauch und jeden privat oder dienstlich zurückgelegten Kilometer ausgesprochen hatte.

Mit meinem dienstlichen Ausscheiden aus der Bundespolizei und der Rückkehr in den kirchlichen Dienst der Bayerischen Landeskirche musste auch diese Plakette zurückgegeben werden. Durch einen kräftigen Schnitt mit der Schere war das letzte Stück Verbindung zu einem liebgewonnen Arbeitsbereich durchtrennt. Die Kollegin legte die Plakette nochmals kurz auf die Segensklingel, umarmte mich herzlich als sie meinen traurigen Gesichtsausdruck sah und verschwand schweigend mit der Plakette in der Hand in das Verwaltungsgebäude.
Während ich auf das Rad stieg und in die Pedale trat einer neuen beruflichen Zukunft entgegen, sagte ich leise traurig, aber auch dankbar für die zurückliegende Dienstzeit vor mich hin: „0013 meldet sich ab vom Dienst einer Polizeiseelsorgerin.“
Mein herzlicher Dank gilt allen im AFZ Bamberg und darüber hinaus in der Bundespolizei, die ich in den letzten viereinhalb Jahren begleiten und kennenlernen durfte. Mögen es Polizeimeisteranwärterinnen und – anwärter, Polizeikommissarsanwärterinnen und -anwärter, Stamm-, Abordnungs- oder Rahmenpersonal gewesen sein. Mein Dank sei auch denen gegenüber ausgesprochen, die mich in dieser Dienstzeit unterstützt und mit mir kollegial zusammengearbeitet haben.
Das AFZ Bamberg wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Und seien Sie und ihr euch gewiss: Da „draußen“ ist eine Pfarrerin, die für euch betet und anderen die Augen für euren wichtigen Dienst öffnet.
Liebe Miriam, Ich bin überrascht von Deinem.Ausscheiden aus dem Dienst bei der Bundespolizei. Vielen Dank, dass Du uns in Deinem Blog daran hast teilnehmen lassen. Für Deinen neuen Dienst- ich bin natürlich neugierig, ab wann und wo- wünsche ich Dir aus ganzem Herzen Gottes Segen. Dein Wolfgang K. Leuschner
N.B.: Mit der Kommentarfunktion in Deinem.Blog bin ich nicht klar gekommen.
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